Skip to main content
Ulrich Leitner

Imperium. Geschichte und Theorie eines politischen Systems

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2011; 305 S.; kart., 34,90 €; ISBN 978-3-593-39503-6
Der Zusammenbruch der Sowjetunion erscheint als Epochendatum, ideologisch wie imperial. Wie der Ideologiebegriff ist aber auch der Terminus Imperium noch immer überaus vielschichtig. Das macht es schwierig, damit als analytische Kategorie zu arbeiten. Ulrich Leitner, Mitarbeiter der interdisziplinären Forschungsplattform Politik, Religion, Kunst an der Universität Innsbruck, stellt deshalb fest: „Der historischen wie politologischen Imperiumsdebatte fehlen sowohl das konzeptionelle Grundgerüst als auch konsequent durchgeführte empirische Untersuchungen an alt- und zeithistorischen Fallbeispielen – zentrale Voraussetzungen dafür, dass der Begriff des Imperiums als analytische Kategorie in beiden Wissenschaften fungieren könnte.” (17 f.) Dass er dieses Desiderat deshalb aufgreift, ist höchst verdienstvoll. Dazu gibt er zunächst Einblicke in die Imperiums-Debatte innerhalb der Geschichts- und Politikwissenschaft. Grundlegende Stichwörter sind dabei u. a. Idealtypus und Singularität, „Formal und Informal Empire“ (54), Zentrum und Peripherie. Sie markieren Ordnungsvorstellungen, die in der Politik- und in der Geschichtswissenschaft jedoch zu ganz unterschiedlichen Akzentuierungen führen: Sieht die Politikwissenschaft ein Imperium primär als idealtypische Mächtehierarchie, so betrachtet die Geschichtswissenschaft es hingegen als wechselseitiges Machtnetzwerk. Damit verfügt Leitner über ein Strukturmuster, von dem aus er dann eine operationalisierbare Definition ableiten kann, die für die Geschichts- wie die Politikwissenschaft gleichermaßen tragfähig ist. Ein imperiales politisches System verfügt danach über eine imperiale Ordnungsstruktur, eine imperiale Herrschaftsstruktur sowie eine imperiale Legitimation und agiert in imperialen Prozessen. Damit weist der Autor einen allgemein sozialwissenschaftlich höchst bedenkenswerten Analyseweg. Besonders hilfreich sind dabei insgesamt 30 Abbildungen, insbesondere seine „Systematik eines imperialen politischen Systems” (252 f.).
Klaus Kremb (KK)
Dr., Oberstudiendirektor, Wilhelm-Erb-Gymnasium Winnweiler, Lehrbeauftragter, Fachgebiet Politikwissenschaft, TU Kaiserslautern.
Rubrizierung: 4.1 | 4.2 | 5.41 | 4.3 | 2.2 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Klaus Kremb, Rezension zu: Ulrich Leitner: Imperium. Frankfurt a. M./New York: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34675-imperium_41675, veröffentlicht am 12.10.2012. Buch-Nr.: 41675 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken