
Handbuch Föderale Zweite Kammern
Eine zweite Parlamentskammer stellt eines der Hauptmerkmale der meisten föderal organisierten Staaten dar. Als Akteure im jeweiligen politischen System spielen die zweiten Kammern jedoch zum Teil sehr unterschiedliche Rollen. Ähnlich verschieden ist die Anfälligkeit für parteipolitische Blockaden ausgeprägt. Ein Vergleich der Systeme war bisher jedoch recht schwer, denn es fehlte ein Handbuch über die strukturelle und funktionale Bandbreite. Diese Lücke hat Sven Leunig, Akademischer Rat an der Friedrich Schiller-Universität Jena, nun geschlossen. Ein Team von zwölf Autoren hat unter seiner Herausgeberschaft die Zweiten Kammern in 19 Staaten aus sechs Kontinenten analysiert. Untersucht werden jeweils die Strukturgegebenheiten (Zusammensetzung, Arbeitsweisen), die verfassungsrechtlichen Aufgaben sowie die politische Verflechtung im politischen System. Besonders bemerkenswert an dem Band ist über die hohe Informationsdichte hinaus seine didaktische Pointierung, die in den einzelnen Beitragsüberschriften zum Ausdruck kommt und auf diese Weise zugleich die funktionale Spannweite andeutet: Sie reicht vom „Watchdog” (Australien) über die kooperative Vetomacht (Brasilien) bis zum Akklamationsorgan der Regierung (Malaysia). Der deutsche Bundesrat erscheint in diesem Spektrum als einzigartig, einflussreich und nicht unumstritten.