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Łukasz Kamiński / Krzysztof Persak / Jens Gieseke (Hrsg.)

Handbuch der kommunistischen Geheimdienste in Osteuropa 1944-1991. Übersetzt von Jürgen Hensel, Norbert Juraschitz und Heike Schlatterer

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009 ( Analysen und Dokumente 33); 592 S.; geb., 29,90 €; ISBN 978-3-525-35100-0
Es sei unmöglich, „die Geschichte des Kommunismus ohne genaue Kenntnisse des Sicherheitsapparates zu verstehen“ (10), schreiben Kamiński und Persak, die das Handbuch erstmals 2005 in Warschau in englischer Sprache publizierten. Die deutsche und die polnische Neuausgabe sind so erweitert worden, dass nun ein vollständiger Überblick über die kommunistischen Geheimpolizeien im sowjetischen Machtbereich vorliegt. Die Beiträge beginnen mit einer Betrachtung der Sowjetunion. Für die Zeitspanne von 1917 bis 1945 arbeitet Nicolas Werth heraus, dass die Geheimpolizei von Anfang an „zentraler Bestandteil der Funktionsweise des Regimes“ (15) war. „Die zentrale Stellung der Staatssicherheit in dem kommunistischen Staat [...] lässt sich durch die allgegenwärtige Paranoia vor inneren und äußeren Feinden sowie durch die Wahrnehmung der Politik als ständigen Krieg erklären.“ (15) Andreas Hilger stützt diese These in seiner Betrachtung der Phase von 1945 bis 1991. Die Geheimpolizei habe nicht nur meist erfolgreich jeden Widerstand bereits im Keim unterdrückt, sondern grundsätzlich „religiöse, nationale oder gesellschaftlich-politische Eigenwege und Selbstbestimmungsversuche“ (98) verhindert. Diese Unterdrückung im Inneren sei unauflöslich mit einer strikten Abschottung von Staat und Gesellschaft gegen äußere Einflüsse verbunden gewesen. In den Beiträgen über Bulgarien, die DDR, Polen, Rumänien, die Tschechoslowakei und Ungarn erläutern die Autoren, wie die Sowjetunion diesen Repressionsapparat exportierte. Behandelt werden jeweils die Organisation und die Veränderungen im Aufbau des jeweiligen Geheimdienstes, der Mitarbeiterstab (der sich anfangs meist aus ungebildeten jungen Männer zusammensetzte, denen die Möglichkeit einer gesicherten Existenz und eines sozialen Aufstiegs geboten wurde), die Methoden der operativen Arbeit und Hauptbetätigungsfelder, die geheimen Mitarbeiter sowie die Opfer, deren Zahl möglichst genau geschätzt wird. Und dennoch: Die Geheimpolizeien hätten zwar, schreiben die Herausgeber, individuelles Verhalten steuern, aber Volkserhebungen nicht verhindern können.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.25 | 2.62 | 2.61 | 2.314 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Łukasz Kamiński / Krzysztof Persak / Jens Gieseke (Hrsg.): Handbuch der kommunistischen Geheimdienste in Osteuropa 1944-1991. Göttingen: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29655-handbuch-der-kommunistischen-geheimdienste-in-osteuropa-1944-1991_35108, veröffentlicht am 17.03.2009. Buch-Nr.: 35108 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken