Skip to main content
Henrik Meyer

Hamas und Hizbollah. Eine Analyse ihres Politischen Denkens

Wien/Berlin: Lit 2010 (Politische Theorie 9); 233 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-8258-1836-4
Sowohl Hamas als auch Hizbollah sind seit über 20 Jahren bedeutende politische Akteure im Nahen Osten. Meyer, Politik- und Islamwissenschaftler und derzeit Mitarbeiter der Friedrich Ebert Stiftung in Ost-Jerusalem, hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, „das tatsächlich jeweils Eigene des Politischen Denkens von Hamas und Hizbollah“ darzustellen, d. h. „die jeweils spezifische Art des Kerns der Verbindung von Religion und Politik“ (17) zu analysieren. Er vergleicht beide Organisationen nicht direkt miteinander, sondern untersucht sie in ihrem je eigenen ideengeschichtlichen, historischen und politischen Kontext. Aus seiner Sicht ignorieren die meisten Beobachter die Heterogenität des politischen Islams. Die öffentlich-mediale Debatte werde deshalb oft verkürzt geführt. Einführend erläutert Meyer die Methodik der Sprechakttheorie (u. a. Searle, Skinner) der Cambridge School of Historiography, die „versucht, die politische Relevanz von Äußerungen zu verstehen und zu erörtern“ (42). Sie hilft ihm, politische Äußerungen besser im „Diskurskontext ihrer Zeit und ihrer Gesellschaft“ (15) zu verorten. Daran anschließend folgt eine Diskussion des Verhältnisses von Islam und Politik, in der er zeigt, dass viele Gruppen im Laufe der Zeit die Deutungshoheit über den wahren Islam mit ihrem Anspruch auf politische Legitimität verknüpften. Diese grundlegenden Erläuterungen sind hilfreich für das Verständnis der nun folgenden Analyse von Hamas und Hizbollah, die er auf der Basis von bedeutenden Textquellen beider Gruppierungen durchführt. Meyer erklärt die ideengeschichtlichen Hintergründe und die politischen Kontexte, die zur Entstehung der Gruppen geführt haben. Es wird deutlich, dass beide den Islam als Legitimitätsquelle für ihr politisches Handeln heranziehen, jedoch aus unterschiedlichen Beweggründen und in unterschiedlicher Weise. Zudem ist ein Wandel des Verhältnisses von Religion und Politik zu konstatieren. Hamas und Hizbollah betonen heute nationale Argumente stärker als religiöse, was politische Handlungsspielräume für die Zukunft erhoffen lässt.
Christoph Mohamad-Klotzbach (CHM)
M. A., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft und Sozialforschung, Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Rubrizierung: 5.43 | 2.25 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Christoph Mohamad-Klotzbach, Rezension zu: Henrik Meyer: Hamas und Hizbollah. Wien/Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33277-hamas-und-hizbollah_39796, veröffentlicht am 15.02.2011. Buch-Nr.: 39796 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken