Kommunikationswiss. Abschlussarbeit Hohenheim. – Eine ausgewogene, neutrale und sachliche Medienberichterstattung sieht die Autorin als lebenswichtig für die Demokratie als Ganzes an. Daher stellt sie die „journalistische Qualität“ (14) in den Mittelpunkt ihrer Untersuchung der Berichterstattung zur sogenannten „Begnadigungsdebatte“ der RAF-Terroristen Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar. Anhand einer Inhaltsanalyse von Artikeln, die im ersten Halbjahr 2007 in der Süddeutschen und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu dieser Thematik erschienen sind, sowie drei Leitfadengesprächen, darunter mit Jörg Schleyer, jüngster Sohn von Hanns-Martin Schleyer, analysiert Deiß die wichtigsten Kriterien journalistischer Qualität. Einleitend definiert sie, was darunter zu verstehen ist und vermittelt einen Überblick über die Geschichte der RAF sowie deren „zweite Generation“ (37) mit den Hauptfiguren Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar. Ihre empirische Untersuchung zeigt, dass die beiden Tageszeitungen ausführlich, breit und ausgewogen berichtet haben. Deiß hebt die intensive Hintergrundberichterstattung hervor, durch die sich die Leserschaft ein „umgangreiches Bild“ (91) machen konnte. Jedoch hätten sowohl SZ- als auch FAZ-Leser Qualitätsverluste bei der sachlichen Korrektheit hinnehmen müssen. Es habe nicht nur Verwirrung bezüglich des Begriffes der „Begnadigungsdebatte“ gegeben, sondern die unterschiedlichen Vorgehensweisen einer Begnadigung seien nur wenig erklärt worden. Zudem habe es in der FAZ zwei Falschmeldungen gegeben. Der Hauptkritikpunkt ist für die Autorin „die gefühlsbetonte“ Berichterstattung. Emotionen hätten zu sehr eine Rolle gespielt, in der Mehrzahl der untersuchten Artikel seien „emotionale Begründungen“ zu finden. Dennoch kommt sie zu dem abschließenden Resümee, dass die Berichterstattung der beiden Zeitungen insgesamt als „befriedigend“ (92) im Hinblick auf die journalistische Qualität bezeichnet werden kann.