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Jochen Oltmer

Globale Migration. Geschichte und Gegenwart

München: C. H. Beck 2012 (Wissen in der Beck'schen Reihe 2761); 128 S.; brosch., 8,95 €; ISBN 978-3-406-64092-6
Mag die globale Migration auch ein äußerst komplexer Gegenstand der Forschung sein, so ist sie für viele Menschen fernab der wissenschaftlichen Abstraktion ein ganz konkretes und erfahrbares Alltagsphänomen, das sich dem einzelnen Beobachter in seiner ganzen Vielgestaltigkeit präsentiert. Die Migration hat nicht nur in der Vergangenheit das Gesicht der Welt verändert, sondern sie verwandelt auch heute noch die ethnische Zusammensetzung einzelner Stadtviertel oder ganzer Länder. Wanderungsbewegungen sind so alt wie die Menschheit selbst, was eine Gesamtdarstellung aller Migrationen und mithin der mannigfaltigen individuellen oder kollektiven Wanderungsmotivationen nahezu unmöglich macht. Oltmer hat daher eine Auswahl an Beispielen treffen müssen, wobei es ihm gelungen ist, die wichtigsten historischen Stationen samt ihrer forschungsrelevanten Spezifika darzustellen und gleichzeitig die nahe liegende, themenspezifische Zahlenlastigkeit auf ein Optimum zu reduzieren. Beginnend mit der Migrationsgeschichte der frühen Menschheit erschließt er unter anderem die Bewegungen in der Neuzeit, betrachtet die Kolonialwanderungen in die beiden Amerikas, untersucht den Anstieg der Migrationszahlen im 19. und beschäftigt sich mit Flucht, Vertreibung, Deportation sowie mit der Rückwanderung von Europäern in ihre Heimatländer nach dem Ende des Kolonialismus im 20. Jahrhundert. Am Ende identifiziert und klassifiziert er die jüngsten, auch medial präsenten Entwicklungen wie die Entstehung der Mega-Cities mit ihrer überregionalen Strahlkraft, die Wanderungen in China sowie die Umweltmigration. So verschieden die einzeln betrachteten Wanderungen und die ihnen zugrunde liegenden Motivationen auch sein mochten und sind, in allen von Oltmer behandelten Punkten wird vor allem die ungeheure Dynamik des Prozesses sichtbar. Angesichts der sich in den vergangenen Jahren nochmals quantitativ und qualitativ verändernden Wanderungsströme erscheint es daher nachvollziehbar, dass es trotz der vom Autor erwähnten aktuellen Tendenzen kein wirkliches Schlusskapitel gibt (und geben kann).
Michael Vollmer (MV)
M. A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, TU Chemnitz.
Rubrizierung: 4.42 | 4.1 | 2.6 Empfohlene Zitierweise: Michael Vollmer, Rezension zu: Jochen Oltmer: Globale Migration. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35643-globale-migration_43019, veröffentlicht am 29.11.2012. Buch-Nr.: 43019 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken