Das aktuelle „Jahrbuch der Schweizerischen Philosophischen Gesellschaft“ enthält die Beiträge eines Symposiums, das im Mai 2004 in Zürich stattfand. Angelika Krebs präsentiert die Einwände, die der von ihr so genannte „globale Humanismus“ gegen den globalen Verteilungsegalitarismus vorbringt. Ersterer erlaubt, auch nationale Identität und Partikularität als global wünschenswert zu verstehen, ohne seinen universalistischen Ansatz damit zu untergraben. Urs Marti, Francis Cheneval und Véronique Zanetti beziehen in ihren Texten dagegen Partei für ein egalitaristisches Gerechtigkeitsverständnis. Thomas Kesselring konfrontiert Singers Utilitarismus mit Rawls' deontologischem Ansatz und urteilt, dass eine Theorie globaler Gerechtigkeit nicht gänzlich ohne utilitaristische Elemente auszukommen vermag. Bernard Baertschi evaluiert in seinem französischsprachigen Text die Kriterien nationaler und internationaler Gerechtigkeit und erläutert, warum auch auf der globalen Ebene nur autoritative Institutionen Gerechtigkeit ermöglichen können. Ebenfalls auf Französisch schlägt William Ossipow vor, die Spannung zwischen den Gerechtigkeitszielen der Reduzierung von Leid und Ungleichheit mithilfe eines Fiskalstaates zu lösen, den er philosophisch zu begründen versucht. Simone Zurbuchen verteidigt den kulturellen Nationalismus und die irreduzible Bedeutung kultureller Werte gegen den gerechtigkeitstheoretischen Kosmopolitismus.