„Wenn Jürgen Habermas über ‚Ach, Europa’ seufzt, sollten wir lieber über ‚Ach, Politik’ seufzen“ (19), so Gerald Mader in seinem Eröffnungsvortrag der mit diesem Band dokumentierten Schlaininger Sommerakademie 2008. Denn Armut, erklärt Mader, sei ein Armutszeugnis für die Politik. Aktuellen Zwischenbilanzen zufolge sei die mit den Millenniumszielen getroffene Vereinbarung, die Armut in der Welt bis zum Jahr 2015 um die Hälfte zu reduzieren, nicht mehr zu realisieren. Deshalb gelte es, die Schulen und Theorien gegenwärtiger Wirtschafts- und Sicherheitspolitik infrage zu stellen und Gegenstrategien zu entwickeln. Hierzu einen Beitrag zu leisten, ist das Ziel des Bandes. Im Zentrum der 21 Kurzbeiträge steht der Zusammenhang von Armut und Krieg. Deutlich wird dabei nicht nur, dass Krieg für viele Menschen Armut schafft, sondern dass Armut eine bedeutsame Kriegsursache darstellt. Die Autoren, ausgewiesene Experten ihres Faches (darunter Elmar Altvater, Peter Lock, Franz Nuscheler, Volker Matthies, Dieter Senghaas, Rainer Tetzlaff), setzen sich sowohl in übergreifenden und grundlegenden Ausführungen als auch anhand konkreter Fallbeispiele kritisch mit der Thematik auseinander. Zur Sprache kommen u. a. die Freihandelspolitik der EU und der USA, Rüstungsexporte und die Rolle der Entwicklungspolitik, neokoloniale Begleiterscheinungen von humanitären Interventionen und Nation Building, die vielfältigen Erscheindungsformen von „failing states“ in Afrika sowie die Voraussetzungen für Global Governance und die Perspektiven globalisierungskritischer Bewegungen. Insgesamt bietet der Band eine interessante Zusammenschau unterschiedlicher Perspektiven auf mögliche Auswege aus dem Teufelskreis der Armut.