Im allgemeinen historischen Bewusstsein ist Afrika ein dunkler Kontinent. Geschichtliche Konturen hat er erst im späten 19. Jahrhundert im Zuge kolonialer und imperialer Bestrebungen der europäischen Mächte erhalten. Nicht nur die afrikanischen Weltkulturerbe-Stätten zeigen jedoch, dass Afrika ein Kontinent historischer Tiefe ist. Wer sich über die seine Geschichte informieren wollte, der blieb bisher auf nur wenige zusammenfassende Darstellungen angewiesen (z. B. diejenigen von Joseph Ki-Zerbo oder Franz Ansprenger aus den 70er- bis 90er- Jahren). Dabei wird man zwar in chronologischer Hinsicht gut bedient, kaum jedoch im Blick auf die relevanten historischen Grunderfahrungen. Diesem Mangel hilft der Band von Schuerkens ab. Die Autorin geht nämlich zu Recht davon aus, dass ein afrikahistorischer Längsschnitt nur verständlich wird, wenn zuvor die zeitlichen Schichten der Geschichtsschreibung über Afrika und die historischen Grunderfahrungen erörtert werden. Das heißt konkret: Es bedarf eines Überblicks über die vorkoloniale, koloniale, postkoloniale, marxistische und postmoderne Geschichtsschreibung wie die wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Grundlagen. Das geht nicht ohne arabische und schwarzafrikanische Perspektiven. Erst in solcher Grundlegung erschließt sich der Weg Afrikas seit dem Auftreten des Menschen bis in die postkoloniale Gegenwart über die Einseitigkeiten euro- oder afrozentrierter Denkweisen hinaus. Dass der Autorin hierbei die notwendige Multiperspektivität gelingt, zeigen nicht nur die zahlreichen Einschübe mit weiterführenden Literaturverweisen. Der Band schließt mit einem Blick auf die drängenden Probleme Afrikas heute: Demokratiekonsolidierung versus -verfall, Möglichkeiten und Grenzen internationaler Hilfe, Urbanisierung, Epidemien, Klimawandel, Hungersnöte sowie Vertreibung.