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Raphael Mennecke

"Gefällt mir!" – Onlinewahlkampf in Deutschland

Marburg: Tectum Verlag 2011; 108 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-2653-3
Magisterarbeit. – Das Internet ist seit Howard Deans vergeblichem Versuch, im Jahre 2004 Präsidentschaftskandidat der US-amerikanischen Demokraten zu werden, ein zentrales Element der Wahlkampfführung. Barack Obama hat seinen Wahlkampf 2008 diesbezüglich professionalisiert. Es liegt insofern nahe, sich mit der entsprechenden Umsetzung in Deutschland zu befassen. Mennecke konzentriert sich auf den Bundestagswahlkampf der SPD 2009. Aufbauend auf einem Glossar der zentralen Begriffe und einer Skizze der erwähnten Präsidentschaftswahlen beschreibt er zunächst die Möglichkeiten des Onlinewahlkampfs, ehe er diese Erkenntnisse mit dem realen Onlinewahlkampf der Partei sowie der Umsetzung und Wahrnehmung durch die gewählten SPD-Bundestagsabgeordneten kontrastiert. Dabei übernimmt der Autor immer wieder in erkennbar normativer Aufladung eine Reihe von Werturteilen aus der Literatur darüber, wie ein Onlinewahlkampf sein sollte. Das hat beträchtliche Auswirkungen auf das Forschungsdesign. Man mag Mennecke vielleicht noch folgen hinsichtlich der Einschätzung, wonach sein Erhebungsinstrument „nur ein Onlinefragebogen werden konnte“ (44). Allerdings sind dadurch zwei Effekte intendiert. Erstens wäre zu erwarten, dass deswegen ohnehin nur online-affine Abgeordnete antworten. Zweitens erscheint die Konzentration auf die gewählten Abgeordneten nicht unproblematisch, weil dadurch letztlich nur ein Ausschnitt aus dem Wahlkampf evaluiert werden kann – und dabei handelt es sich wahrscheinlich um den erfolgreicheren Teil. Sein Zwischenergebnis, wonach die einzelnen „Abgeordneten zum Onlinewahlkampf [...] insgesamt positiv“ (66) stehen, überrascht entsprechend nicht. Als logische Konsequenz aus den übernommenen Prämissen ist sein Abschlussfazit, wonach die Möglichkeiten des Internets nicht umfassend genutzt wurden, ebenfalls wenig überraschend und erscheint ebenso trivial wie sein Plädoyer für eine stärkere partizipative Nutzung von Onlinemedien in der Wahlkampfkommunikation.
Stephan Klecha (SKL)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen.
Rubrizierung: 2.332 | 2.333 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Raphael Mennecke: "Gefällt mir!" – Onlinewahlkampf in Deutschland Marburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34629-gefaellt-mir--onlinewahlkampf-in-deutschland_41614, veröffentlicht am 02.02.2012. Buch-Nr.: 41614 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken