Skip to main content
Heike Zygojannis

Geburt aus Ruinen. Kosovo als neuer Staat in Europa?

Berlin: Duncker & Humblot 2013 (Schriften zum Völkerrecht 200); 245 S.; 72,90 €; ISBN 978-3-428-14064-0
Diss. Köln; Begutachtung: C. Kreß, A. Nußberger. – Kosovo kann als ein Beispiel dienen bei der Analyse grundsätzlicher Fragen nach der völkerrechtlichen Akzeptanz des Sezessionsrechts, nach der Bedeutung und Zulässigkeit von staatlichen Anerkennungen sowie nach den Bedingungen für Staatlichkeit. Das Ziel der Arbeit ist es, „diesen Fragen nachzugehen und im Ergebnis zu klären, ob Kosovo heute einen Staat darstellt“ (17). Hierfür umreißt Heike Zygojannis zunächst die aktuellen Gegebenheiten und die historischen Entwicklungen in der Region. Dann legt sie aus einer rechtlichen Perspektive allgemein die Möglichkeiten der Entstehung von Staaten dar. Mit Blick auf ihr Fallbeispiel geht die Autorin dabei insbesondere auf das Sezessionsrecht als Selbstbestimmungsrecht der Völker ein, das nach geltendem Völkerrecht bisher kein Recht auf die Staatenentstehung beinhaltet. Jedoch zeichne sich eine Veränderung des Rechts ab, so die Beobachtung. Im Zuge ihrer Analyse stellt Zygojannis Kriterien auf, die sie aus der Responsibility to Protect und der Humanitären Intervention ableitet. Entsprechend ist ihrer Ansicht nach das Recht auf Sezession als Selbstbestimmungsrecht nur dann gegeben, wenn mindestens einer der Tatbestände Völkermord, Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch den Staat erfüllt ist und durch die Sezession weitere Menschenrechtsverletzungen verhindert werden können. Anschließend geht die Autorin auf die Bedeutung und Wirkung von staatlichen Anerkennungen ein und stellt fest, dass die von Jellinek begründete Drei‑Elemente‑Lehre ihre Geltung nicht verloren habe, allerdings auch hier eine Veränderung in der Staatenpraxis erkennbar sei. In ihrem dritten Teil bezieht Zygojannis ihre bisherigen Betrachtungen auf den Fall Kosovo und kommt zu dem Schluss, dass diesem nach dem klassischen Völkerrecht kein Sezessionsrecht zustand, die Anerkennung durch einige Staaten also nicht rechtswirksam und das Land „de lege lata mangels einer effektiven unabhängigen Staatsgewalt kein Staat“ sei. Dennoch ließe sich mit ihrer Argumentation auch die Ansicht vertreten, dass Kosovo „gegenüber denjenigen Staaten ein Staat [ist], die Kosovo als solchen anerkannt haben“ (222).
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.61 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Heike Zygojannis: Geburt aus Ruinen. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36245-geburt-aus-ruinen_44082, veröffentlicht am 02.10.2013. Buch-Nr.: 44082 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken