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Jürgen Roth

Gazprom – Das unheimliche Imperium. Wie wir Verbraucher betrogen und Staaten erpresst werden

Frankfurt a. M.: Westend Verlag 2012; 317 S.; 19,99 €; ISBN 978-3-86489-000-0
Jürgen Roth widmet sich dem russischen Gazprom-Konzern und macht gleich eingangs mit einem Zitat des russischen Publizisten Wladimir Iwandize deutlich, was er von ihm hält: „Gazprom ist eine Mafia-ähnliche Organisation“ (7). Er beschreibt das Unternehmen als politisches Macht- und Gefälligkeitsinstrument Wladimir Putins. Dieser habe nicht nur seit seinem Machtantritt die Staatsanteile am Konzern auf 50,002 % erhöht, sondern „sämtliche Schlüsselpositionen durch seine Bekannten und/oder engen Freunde aus Sankt Petersburg besetzt“ (10). Die Stärke Roths ist, dass er den Netzwerken nachspürt und untersucht, wer sich hinter Geschäftskontakten verbirgt. So werde beispielsweise das Pipelineunternehmen Stroitransgas, „ein Familienunternehmen von Gazprom-Managern“ (23), mit lukrativen Aufträgen versorgt. Daher koste ein Kilometer Pipeline vier- bis fünfmal mehr als üblich. Noch krimineller werde es mit dem Namen des Ukrainers Dmytro Firtasch. Dieser sei nicht nur 2004 wegen Veruntreuung von 60 Millionen Euro Entschädigungen für ukrainische Zwangsarbeiter zu einer Haftstrafe in Deutschland verurteilt worden, er zähle auch zu den zentralen Förderern Wiktor Janukowitschs und habe, seit 2009 als Vizechef von Naftogas, gezielt Gas in Zentralasien aufgekauft – und zwar über Gazprom Germania. Seither würden die Schulden von Naftogas derart wachsen, dass die ukrainische Regierung notgedrungen erwäge, Naftogas mit Gazprom zu fusionieren. Aber Roth verweist auch auf die Tätigkeiten mehrerer deutscher Brüssel-Diplomaten nach ihrem Ausscheiden für Gazprom. Der Autor spricht von einem „undurchschaubaren Beziehungsgeflecht“ und erinnert an die „von diesem System profitierenden europäischen und deutschen Konzerne“ (266). Gerhard Schröder hat mit seinem Einstieg bei Gazprom in Roths Augen das „Vertrauen in die Politik“ (274) untergraben und verweist u. a. auf ein Interview, in dem der Ex-Bundeskanzler auf die Frage, wie er über die von der OSZE festgestellten Wahlfälschungen in Russland denke, mit den Worten reagierte: „[I]ch habe keine eigenen Informationen darüber“ (289).
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.62 | 2.22 | 2.23 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Jürgen Roth: Gazprom – Das unheimliche Imperium. Frankfurt a. M.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35152-gazprom--das-unheimliche-imperium_42323, veröffentlicht am 05.07.2012. Buch-Nr.: 42323 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken