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Deutsch-Französisches Institut (Hrsg.)

Frankreich Jahrbuch 2010. Frankreichs Geschichte: Vom (politischen) Nutzen der Vergangenheit

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 296 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-17983-4
Das Frankreich‑Jahrbuch – nicht zu verwechseln mit den Grundwissen‑Frankreich‑Bänden der Bundeszentrale für politische Bildung – widmet sich in seiner diesjährigen Ausgabe dem Thema „Frankreichs Geschichte: Vom (politischen) Nutzen der Vergangenheit“. Das Thema geht auf die vom Deutsch‑Französischen Institut (DFI) Ludwigsburg im Juni 2010 organisierte Tagung zu „Frankreichs gegenwärtiger Geschichte“ zurück. Die Beiträge des Bandes, die von hochkarätigen Autoren stammen, erweisen sich als im Wesentlichen historisch akzentuiert, sodass sie aus politikwissenschaftlicher Sicht immer nur in Randphänomenen anknüpfungsfähig sind. Dabei geht es im Kern des Bandes doch um ein grundsätzlich politisches Problem, nämlich um die Frage, inwieweit eine gemeinsame historische Erzählung die für den Fortbestand einer Nation erforderlichen Kohäsionskräfte aufzubringen vermag. Deutlich werden solche auch politikwissenschaftlich relevanten Elemente etwa, wenn Blandine Kriegel über Geschichte und Politik im französischen Staatsrecht“ (23) schreibt. Die dort vorgestellten Überlegungen zum Republikverständnis in seiner historischen Wandlung erweisen sich für ideengeschichtlich interessierte Politologen durchaus als sehr spannend. Oder auch jener Beitrag von Kolja Lindner, der die von Sarkozy propagierte Politik eines „autoritären Populismus“ (105) im Hinblick auf das Entstehen einer neuen hegemonialen Denkrichtung der Rechten analysiert: Wer über politische Steuerung historischer Diskurse forscht, wird hier fündig. Neben dem Tagungsteil und den Sammelrezensionen enthält der Band – auf gut 80 Seiten – eine Rubrik „Dokumentationen“, in der Wahlergebnisse wiedergegeben und über die politisch, gesellschaftlich und kulturell relevanten Ereignisse der letzten Monate berichtet wird. Hier wäre zu überlegen (und im Grunde gilt das auch für die Sammelrezensionen), ob derlei nicht im Internet – etwa aufgrund von Aktualitätserwägungen und einer verbesserten Recherchierbarkeit – besser untergebracht wäre.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Deutsch-Französisches Institut (Hrsg.): Frankreich Jahrbuch 2010. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33678-frankreich-jahrbuch-2010_40337, veröffentlicht am 24.05.2011. Buch-Nr.: 40337 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken