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Wolfgang Kraushaar

Fischer in Frankfurt. Karriere eines Außenseiters

Hamburg: Hamburger Edition 2001; 256 S.; geb., 18,- €; ISBN 3-930908-69-7
An der Person des derzeitigen Außenministers der Bundesrepublik ist in der politischen Öffentlichkeit eine Auseinandersetzung über die antiautoritäre Bewegung der "68er" und zugleich - folgt man Kraushaar - ein "Kampf um das politische Selbstverständnis dieser Republik" geführt worden (36). Der Prozess, den diese Biographie - ein "gesellschaftliches cross-over" (34) vom sozialen Außenseiter zum anerkannten Mitglied der politischen Elite - nachzeichnet, sollte demnach zweifach gelesen werden: als Erzählung über die Transformation einer sozialen Bewegung wie als Prozess einer "Fundamentalliberalisierung" der Republik (35). (Diesen Aspekt betont auch Iring Fetscher in seiner Einleitung [7 ff.].) Kraushaar, der schon etliche einschlägige Publikationen vorgelegt hat, zeichnet diese Geschichte mit einer beeindruckenden Nuancierung in Details und Gewichtungen nach, wie sie wohl nur aus der Perspektive eines (ehemaligen) Teilnehmers der Bewegung möglich ist. In den hier abgedruckten Aufsätzen, von denen drei ("Vom Außenseiter zum Außenminister"; "Realpolitik als Ideologie"; "Die Aura der Gewalt") zuvor schon in Zeitschriften veröffentlicht worden sind, entwirft der Autor eine soziale Physiognomie jener Jahre vor allem an den beiden Leitfiguren der grünen Bewegung - Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit. Dass sein Urteil über Fischer durchaus nicht ohne Ambivalenzen ist, zeigt der etwas gewagte Vergleich mit Ludwig August von Rochau, dem Verfechter einer (nationalliberalen) "Realpolitik". Der Band ist mit zahlreichen Fotos ausgestattet. Inhalt: Vom Außenseiter zum Außenminister; Der Frankfurter Häuserkampf; Zwischen Frankfurt und Paris: Daniel Cohn-Bendit; Realpolitik als Ideologie. Von Ludwig August von Rochau zu Joschka Fischer (1988); Von der Vergangenheit eingeholt? Die CDU-Kampagne gegen Joschka Fischer (1998); Fischer in Tel Aviv; Die Aura der Gewalt: Die "Rote Armee Fraktion" als Entmischungsprodukt der Studentenbewegung.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.3 | 2.37 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Wolfgang Kraushaar: Fischer in Frankfurt. Hamburg: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/15724-fischer-in-frankfurt_17935, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 17935 Rezension drucken