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Claudia Reitz / Katharina Zeller

Finnland und Schweden im neuen Europa. Linguistische Prozesse in Politik und Identitätskonstruktion

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2009 (Studien in nordeuropäischer und baltischer Linguistik 2); IX, 165 S.; 39,80 €; ISBN 978-3-631-60183-9
Nach jahrhundertelanger Zugehörigkeit zu Schweden gelangten 1809 mit dem Friedensvertrag von Fredrikshamn die finnischen Provinzen unter russische Herrschaft. Diese politische Trennung bedeutete jedoch keine Trennung der beiden Völker. Die lange Zusammengehörigkeit der Finnen und Schweden sowie die menschlichen Konsequenzen einer Reihe von historischen Ereignissen, die bis heute ihre sprachlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Auswirkungen haben, werden in diesem Band nachgezeichnet. Die beiden Autorinnen arbeiten an dem von der EU finanzierten internationalen und interdisziplinären Projekt ELDIA („European Language Diversity for All“) mit, in dem das Verhältnis zwischen Minderheiten und Mehrheiten auf gesamteuropäischer Ebene untersucht wird. Seit dem Beitritt zur EU im Jahr 1995 sind Schweden und Finnland nun unter einer gemeinsamen Flagge vereint. Reitz und Zeller beleuchten zwei verschiedene Aspekte des Wandels, den die beiden Staaten als EU-Mitglieder erfahren haben: Einerseits untersuchen sie die Minderheitenpolitik des Europarats und deren Auswirkungen auf die Finnland-Schweden und die Schweden-Finnen. Andererseits setzen sie sich mit dem Selbstverständnis der Schweden auseinander, das sich durch den europäischen Integrationsprozess Änderungen ausgesetzt sah. Die „‚Eckpfeiler’“ (148) der schwedischen Identität seien ins Wanken geraten. Der „kleine Bruder“ Finnland, der in vielen Politikbereichen, wie etwa in dem der Bildung und EU-Belangen, erfolgreich sei, begegne Schweden nun auf Augenhöhe, das asymmetrische Verhältnis der beiden Länder habe sich gewandelt. Das schlage sich auch in der Sprache nieder, wie Reitz und Zeller im Wege einer linguistischen Analyse von Texten ermittelt haben. Dennoch werde Finnland in schwedischen Zeitungsartikeln noch häufig abgewertet, um eine „positive Selbstidentifikation“ (147) der Schweden herbeizuführen.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 | 2.23 | 4.3 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Claudia Reitz / Katharina Zeller: Finnland und Schweden im neuen Europa. Frankfurt a. M. u. a.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32686-finnland-und-schweden-im-neuen-europa_39022, veröffentlicht am 15.12.2010. Buch-Nr.: 39022 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken