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Mariam Irene Tazi-Preve (Hrsg.)

Familienpolitik. Nationale und internationale Perspektiven

Opladen/Farmington Hills: Budrich UniPress Ltd. 2009 (Familienforschung 20); 161 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-940755-45-2
Der Sammelband ist am Österreichischen Institut für Familienforschung der Universität Wien entstanden. Die Autoren (Soziologen, Historiker und Politologen) wollen aus Sicht der Familienforschung zu einem Diskurs beizutragen, in dem die Komplexität des Verhältnisses zwischen Familie und Politik grundsätzlich diskutiert wird. Dies erfolgt in fünf Einzelbeiträgen. Rudolf Karl Schipfer analysiert die Programme der ÖVP und der SPÖ seit Kriegsende bis 1998 im Hinblick auf familienrelevante Aspekte. Durch die Betrachtung eines Zeitraums von mehr als sechs Dekaden werden die Entwicklungslinien in den weltanschaulichen Leitideen der Parteien sichtbar: Durch alle ÖVP-Programme ziehe sich als Kontinuum das Leitbild der aus zwei Elternteilen und Kindern bestehenden Kernfamilie sowie die Auffassung von der Familie als Keimzelle des Staates. Erst 1972 sei davon abgewichen worden. Die SPÖ hingegen habe zwar seit 1945 die Gleichberechtigung von Frau und Mann thematisiert, jedoch seien die österreichischen Sozialisten anfangs auch dem traditionellen Familienbild verhaftet gewesen. 1978 seien sie von diesem Bild endgültig abgerückt. Tazi-Preve reflektiert kritisch die Debatte um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und prägt den Begriff der „Vereinbarkeitslüge“, die darin besteht, „dass die Vereinbarkeit zweier divergierender Systeme propagiert wird, die einander per se ausschließen“ (57). Unter der Doppelbelastung würden die Betroffenen leiden, was vom politökonomischen System nicht anerkannt werde, vielmehr müssten sich die Menschen den wirtschaftsliberalen Zielsetzungen unterwerfen. Sonja Dörfler vergleicht die Beteiligung der Väter am Elternurlaub in Island mit der in Österreich. Dabei werden die Hemmnisse bei der familiären Integration österreichischer Väter deutlich. In einem zweiten Beitrag vergleicht sie die familienähnliche Kinderbetreuung in Frankreich, Großbritannien, Österreich und Schweden und schließlich widmet sich Christine Gesericks der Situation in den USA, wo eine „explizite Familienpolitik“ nicht existiert, jedoch andere Formen einer „impliziten Familienpolitik“ (152) praktiziert werden.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.263 | 2.4 | 2.61 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Mariam Irene Tazi-Preve (Hrsg.): Familienpolitik. Opladen/Farmington Hills: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31844-familienpolitik_37971, veröffentlicht am 16.03.2010. Buch-Nr.: 37971 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken