Viele der nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge haben in ihrem Herkunftsland Folter erlitten, die zu verarbeiten den Betroffenen - selbst unter für sie günstigen Umständen - äußerst schwer fällt, oft nicht gelingt und fast immer professionelle, therapeutische Hilfe erfordert. Es können Monate vergehen, bis in Therapien "ein tragfähiges Vertrauensverhältnis soweit aufgebaut ist, daß traumatische Erlebnisse erstmalig benannt oder Einzelheiten detailliert geschildert werden" (14). Dieser Erfahrung aus der psychotherapeutischen Arbeit steht die Praxis der Asylverwaltung gegenüber: Nach Deutschland geflüchtete Menschen werden in Lagern "verstaut" und nach kurzer Zeit aufgefordert, in den für ihr Asylbegehren äußerst wichtigen Anhörungen ihre Fluchtmotive darzulegen, zu begründen und Beweise der erfahrenen Verfolgung und Folter vorzulegen. Aber "[b]ei anfänglichen Befragungen oder Schilderungen machen Menschen, die Extremtraumata wie Folter erlitten haben, oft lückenhafte, sprunghafte oder sich widersprechende Aussagen und Angaben zur eigenen Biographie und zu ihren Verfolgungserlebnissen. Und sie zeigen ein ausgeprägtes Mißtrauen gegenüber ihnen nicht näher bekannten Personen." (13) Die Entscheider bewerten dieses Verhalten dann zum Nachteil der Flüchtlinge und lehnen deren Asylbegehren ab - mit oftmals furchtbaren Folgen. Der Autor, Diplompsychologe und Mitarbeiter des in Deutschland einmaligen Behandlungszentrums für Folteropfer e. V. in Berlin, untersucht anhand von Patientenakten und Interviews, "ob [...] die notwendige Sorgfalt und Gründlichkeit bei der Sachverhaltsermittlung gewährleistet wird" (15).