Rechtswiss. Diss. Tübingen; Gutachter: M. Nettesheim, W. Graf Vitzthum. – Die zentrale These dieser Untersuchung lautet, dass bestimmte völkerrechtliche Maßnahmen die Errichtung einer externen Hoheitsgewalt zur Folge haben. In diesen Fällen sei das traditionelle Verständnis darüber, dass ein Staat auf den drei Elementen Volk, Territorium und Gewalt basiere, zu ergänzen. Diese Ergänzung trage einer durch „zunehmende Integration und Interdependenz gekennzeichneten Epoche der Völkerrechtsgeschichte“ (26) Rechnung. Nach einer theoretischen Einführung analysiert der Autor einzelne Fälle wie die Verwaltung der Stadt Mostar in Bosnien-Herzegowina durch die EU, die internationale Verwaltung des Kosovo, weitere Missionen der UNO in Kroatien sowie die UNO-Übergangsverwaltung in Ost-Timor. Beschrieben werden die Vorgeschichte der Konflikte, die Errichtung der Institutionen zur Ausübung der externen Hoheitsgewalt sowie deren Arbeit und Kontrolle. Der Autor betont, dass diese juristische Untersuchung nicht die Konflikte gänzlich erfassen könne und die rechtlichen Normen, wie sie in den Dokumenten formuliert seien, nicht immer de facto die Lage bestimmt hätten. Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung ist, dass die Etablierung einer externen Hoheitsgewalt nicht das allgemeine völkerrechtliche Prinzip der Nichteinmischung verletzt habe, weil die Regierungen oder andere innerstaatliche Einheiten jeweils zugestimmt hätten. Der Autor bemängelt aber die Ausformung der Institutionen, denen es an rechtlicher Handlungssicherheit fehle. Künftig sollte bereits in den grundlegenden Akten zwischen den die Hoheitsgewalt ausübenden Institutionen und den sie überprüfenden unterschieden werden. Nur so seien Vorwürfe der Willkürlichkeit zu entkräften.