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Andrea Hoppe

Europäische Regionalpolitik und ihre nationale Implementation. Großbritannien und Deutschland im Vergleich

Opladen: Leske + Budrich 2001 (Forschung Politikwissenschaft 137); 312 S.; 30,90 €; ISBN 3-8100-3238-7
Seit der Einführung der europäischen Regionalpolitik vermag die Europäische Union spürbaren Einfluss auf regionalpolitische Entscheidungen und Politiken der Mitgliedstaaten auszuüben. Ohnehin bilden die Ausgaben für dieses Politikfeld - nach der Agrarpolitik - den höchsten Anteil am Haushalt der EU. Vor diesem Hintergrund fragt die Autorin, ob und inwieweit national unterschiedliche Entscheidungs- und Implementationssysteme für Regionalpolitik in Richtung eines einheitlichen Musters regionalpolitischer Interventionen in Europa konvergieren oder die von der EU ausgehende Veränderungsdynamik in der Regionalpolitik nur zu geringfügigen Modifikationen national unterschiedlicher institutioneller Konfigurationen führt. Im Kern geht es also um die Frage nach institutionellem Wandel versus Pfadabhängigkeit (path dependency) in der Regionalpolitik. Tertium comparationis in dieser empirisch vorgehenden Policy-Analyse bildet die Ziel 2-Förderung der EU, die den Strukturwandel ehemaliger Industriegebiete in den Mitgliedstaaten unterstützt. Gegenstand der Untersuchung sind dabei die Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien, die als Modelle für eine Verhandlungs- bzw. Wettbewerbsdemokratie innerhalb der Europäischen Union gelten können. Ausgehend von einer Beschreibung der Implementationsanforderungen widmet sich Hoppe ausführlich der mitgliedstaatlichen Umsetzung der Ziel 2-Förderung und ihren spezifischen Verfahren in diesen beiden Ländern am Beispiel von Nordrhein-Westfalen und "North West". Als erklärende Variablen analysiert die Autorin a) die Staatsorganisation, b) das Wahlsystem und c) die Inkorporation privater und öffentlicher Akteure in Großbritannien und Deutschland. Die Verfasserin kommt dabei zu dem Ergebnis, dass selbst in solchen Politikfeldern, die als in hohem Maße europäisiert gelten dürfen, "nationalspezifische Kontexte und Strukturen auf die Implementation von Förderinstrumenten entscheidenden Einfluss nehmen" (276). Inhaltsübersicht: 1. Informations- und Beratungsleistungen als Förderinstrumente in altindustriellen Gebieten; 2. Die Implementation von Informations- und Beratungsleistungen in Deutschland (NRW); 3. Die Implementation von Informations- und Beratungsleistungen in England (North West); 4. Systemimmanente Stärken und Schwächen der nationalen Implementationsverfahren; 5. Der nationalspezifische Kontext und sein Erklärungsgehalt für die Unterschiede in den Implementationsverfahren; 6. Angleichungs- und Differenzierungsprozesse in der europäischen Integration.
Stefan Gänzle (GÄ)
Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 3.5 | 2.21 | 2.61 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Stefan Gänzle, Rezension zu: Andrea Hoppe: Europäische Regionalpolitik und ihre nationale Implementation. Opladen: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/15609-europaeische-regionalpolitik-und-ihre-nationale-implementation_17800, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 17800 Rezension drucken