Der Schwerpunkt dieses Bandes liegt auf der Geschichtswissenschaft. Die Beiträge kreisen um die Frage, was die Grundlage bewusster europäischer Gemeinsamkeit sein könnte. Diese Frage wird bereits seit einigen Jahren mit erhöhter Intensität diskutiert, und so bietet der Band nur in einzelnen Aspekten wissenschaftlichen Neuwert – zumal einige Beiträge recht knapp ausgefallen sind. Die Stärke des Sammelbandes liegt in der Konzentration auf die wesentlichen Fragestellungen des großen Themas „europäische Identität“ und der Betonung der Bedeutung von Geschichte und Erinnerung für die Konstruktion von Gemeinsamkeit. Daneben beschäftigten sich die Autoren mit den wirtschaftlichen Besonderheiten Europas, den politischen Ordnungen in Europa und den Ideen von Europa zu verschiedenen Zeiten sowie mit den Verschiedenheiten europäischer Lebenswelten (u. a. Entstehung und Entwicklung der Zivilgesellschaft, Menschenrechte und Multikulturalismus). Hervorzuheben sind die Beiträge von Altrichter, der den Transfer europäischer Ideen in das System der stalinistischen Sowjetunion untersucht hat, sowie die Überlegungen Jeismanns zu Völkermord und Vertreibung in Europa, die auf Probleme bei der Nutzbarmachung von Geschichte für eine europäische Identitätskonstruktion hinweisen.