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Benjamin Laag / Janina-Lorena Obermeyer (Hrsg.)

Europa in der Verantwortung. Entwicklungspolitische Herausforderungen und Perspektiven

Münster u. a.: Waxmann Verlag 2013; 160 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-8309-3005-1
Wird Europa seiner entwicklungspolitischen Verantwortung gerecht? Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten sind die weltweit größten Geber öffentlicher Gelder für Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit (EZ). Obwohl Europa somit zu einem der bedeutendsten entwicklungspolitischen Akteure überhaupt geworden ist, zeichnet der von Benjamin Laag und Janina‑Lorena Obermeyer herausgegebene Sammelband ein ambivalentes Bild europäischer Entwicklungspolitik. Eine grundsätzliche Herausforderung für deren Analyse ist der Umstand, dass keine einheitliche europäische Entwicklungspolitik existiert, sondern nationale Politiken, gemeinsame Entwicklungshilfe außerhalb der EU‑Institutionen sowie vergemeinschaftete EZ‑Maßnahmen gleichermaßen Berücksichtigung finden müssen. Während Hans‑Helmut Taake in seinem Beitrag den Vorwurf der Ineffizienz der Entwicklungszusammenarbeit der EU zunächst als nicht erwiesen qualifiziert, ergibt sich für ihn jedoch – analog zu vielen nationalen EZ‑Maßnahmen – das Paradoxon zwischen erfolgreicher Implementierung auf Mikro‑Ebene und ausbleibenden systemischen Veränderungen in den Partnerländern. Als problematisch, gar destruktiv, bewertet er zudem die Inkohärenz und konfligierenden Ziele zwischen der Entwicklungspolitik einerseits und der Handels‑ sowie Landwirtschaftspolitik der EU andererseits. Diese sollten zwar nicht gänzlich aufgelöst, allerdings auf faire Weise ausgeglichen werden. Wie dies im Einzelnen geschehen soll, erläutert Taake allerdings nicht weiter. Karsten Hinrichs hinterfragt das Instrument der Budgethilfe, das EU‑Mittel in die Haushalte der Mitgliedstaaten fließen lässt, um deren Budgets für EZ‑Maßnahmen aufzustocken. Zwar beeinflusse „Budgethilfe die Politikformulierung, die Geberharmonisierung und die Partnerorientierung positiv“ (49), bisherige Evaluierungsmethoden stehen jedoch vor einem Zuordnungsproblem und erschweren eine Erfolgsmessung somit grundsätzlich. Inwieweit Europa also in Zukunft seiner entwicklungspolitischen Verantwortung gerecht werden wird, bleibt – so der Eindruck nach der Lektüre des Bandes – auch davon abhängig, ob es gelingt, eine Balance zwischen Werten und Interessen zu finden. Der Band basiert auf den Ergebnissen und Beiträgen der Fachtagung „Die entwicklungspolitische Verantwortung Europas – Wegmarkierungen und Weichenstellungen“, die Im Juli 2011 in Münster stattfand.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 3.62.614.214.444.22 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Benjamin Laag / Janina-Lorena Obermeyer (Hrsg.): Europa in der Verantwortung. Münster u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37054-europa-in-der-verantwortung_45257, veröffentlicht am 08.05.2014. Buch-Nr.: 45257 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken