Skip to main content
Christian Albrecht (Hrsg.)

Ethik und wissenschaftliche Politikberatung

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (TTN-Studien 4); 59 S.; 24,- €; ISBN 978-3-8487-2425-3
In diesem Sammelband geht es um die Frage, inwiefern Wissenschaftler in ihrer Expertenrolle im Kontext der Politikberatung auch ethische Empfehlungen abgeben sollten oder ob dies gänzlich anderen Gremien, zum Beispiel dem Ethikrat, zu überlassen wäre. Sie wird in vier Aufsätzen von Wissenschaftlern aus den Bereichen Theologie und Philosophie, Biologie, Recht und Soziologie erörtert. Christian Albrecht hebt in seinem Beitrag hervor, dass es sich bei der Politikberatung – seit Machiavelli – um ein altes Geschäft der Wissenschaft handelt, dieses aber immer im Spannungsfeld zwischen einer reinen Darlegung von Fakten und einer Darbietung von Handlungsempfehlungen steht. Eine Politik, die sich immer mehr auf Expertenmeinungen stütze, politisiere auch die Wissenschaft in zunehmendem Maß. Jörg Hacker und Stefan Artmann diskutieren das Verhältnis zwischen Information und Handlungsvorschlägen in der Politikberatung und betonen dabei, dass die „Fakten“ dieser Beratung nie wirklich objektiv sein können. Sie fordern daher mehr Transparenz vonseiten der Berater. Jens Kersten beschäftigt sich am Beispiel des Ethikrats mit dem Verfahren der Politikberatung. Diese werde selbst aufgrund ihrer immer tieferen Einbindung in Gesetzgebungsverfahren immer politischer. Entsprechend fordert er eine ausgewogene Besetzung sowie die Präzisierung der Aufgaben der Kommission. Alexander Bogner konstatiert in seinem Aufsatz, dass eine Beratung, die über reine Informationsbereitstellung hinausgeht und Handlungsempfehlungen einschließt, ihre Vertrauenswürdigkeit durch Transparenz und eine offene Darstellung der Vielfalt ethischer Blickwinkel gewinnt. Über alle Beiträge hinweg wird in diesem Band verdeutlicht, dass es keine völlige Werturteilsfreiheit der Wissenschaft im Weber‘schen Sinne geben kann. Betont wird die Notwendigkeit der Transparenz der Beratenden im Hinblick auf ihre „wertbezogenen Hintergrundüberzeugungen“ (11). Der Sammelband, wenn auch mit 59 Seiten sehr kurz, leistet damit einen wichtigen Beitrag zur metatheoretischen Betrachtung eines Tätigkeitsfeldes von Politikwissenschaftlern und Politikwissenschaftlerinnen, das immer mehr an Bedeutung gewinnt.
{MRO}
Rubrizierung: 5.2 Empfohlene Zitierweise: Michael Rohschürmann, Rezension zu: Christian Albrecht (Hrsg.): Ethik und wissenschaftliche Politikberatung Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39497-ethik-und-wissenschaftliche-politikberatung_48094, veröffentlicht am 03.03.2016. Buch-Nr.: 48094 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken