Nachdem der Schriftsteller Hessel 2010 die Werte von Demokratie und Republik in Anlehnung an die französische Résistance wiederbeleben wollte („Empört Euch!“, Buch-Nr. 40862), fordert er nun Sensibilität und Engagement zur Rettung der Welt vor der ökologischen und politischen Katastrophe. Der 1917 geborene ehemalige Diplomat und Mitgestalter der UN-Menschenrechtspolitik spricht sich nicht nur für einen „UN-Rat für wirtschaftliche und soziale Sicherheit“ (28) als Strategiegeber der Vereinten Nationen aus, sondern tritt auch für die Errichtung einer speziell der Umwelt gewidmeten UN-Organisation ein. Seine Fiktion einer handlungsfähigen Weltregierung entsteht aus dem ethischen Pathos, politisches Handeln modern zu denken und eine neue Begeisterung dafür zu wecken. Das moralische Postulat einer neuen Einheit von Alt und Jung nicht nur innerhalb der französischen Gesellschaft spiegelt diesen Aufbruchsgedanken wider. Aber auch wenn seine Worte von der Verve des Engagements für Menschen- und Umweltrechte zeugen, findet er keine Antwort auf das demokratische Defizit einer Weltregierung, die aus den wichtigsten Nationalstaaten bestehen würde. Inwieweit befähigt sein Aufruf zur neuen Teilhabe am politischen Handeln auch alle Menschen? Brauchen universelle Werte staatliche bzw. regionale Anwälte und Richter, um allen ihren Adressaten trotz aller kulturellen und religiösen Unterschiede Zugang zu verschaffen? Diese Fragen schiebt Hessel den nachfolgenden Generationen zu, in deren Fähigkeiten zur Fortschrittsentwicklung er vertraut. Er sieht die Zeit gekommen, sie aus ihrer politischen und sozialen Apathie zu befreien.