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Frederic Arntz

Endstation Niederlande. Eine Untersuchung zur Integration der Molukker seit den 1950er Jahren

Münster u. a.: Waxmann Verlag 2010 (Niederlande-Studien: Kleinere Schriften 11); 154 S.; pb., 14,90 €; ISBN 978-3-8309-2427-2
Diplomarbeit Münster. – Während des indonesischen Unabhängigkeitskrieges kämpften ca. 12.880 Molukker für die niederländische Kolonialmacht. Nach der Unabhängigkeit waren sie deshalb in ihrer Heimat nicht mehr erwünscht und wurden in die Niederlande gebracht. Da die Molukker nur zeitweilig dort bleiben sollten, wurden sie isoliert von der einheimischen Bevölkerung untergebracht. Erst als die Rückkehr auf den indonesischen Archipel immer unwahrscheinlicher wurde, begannen zaghafte Versuche, sie zu integrieren. Frederic Arntz „beschäftigt [sich] mit der Frage, wie der Integrationsprozess der Molukker in den Niederlanden verlief und ob dieser Prozess bereits an einem erfolgreichen Ende angelangt ist“ (10). Um zu verstehen, wieso gerade die Bewohner der Molukken in den Dienst der niederländischen Kolonialarmee eintraten, beleuchtet der Autor zunächst den Weg zur Kolonialisierung in Niederländisch-Indien und die Besetzung des Gebietes durch die Japaner (Kap. 2), um sodann die Zeit der Dekolonisierung und die Gründe für die unfreiwillige Reise der Molukker in den Blick zu nehmen (Kap. 3). In seinen beiden Hauptkapiteln analysiert Arntz die Situation der Molukker in den Niederlanden, wobei das vierte Kapitel die ersten Maßnahmen der Regierung zur Integration der Molukker und die gewalttätigen Aktionen der zweiten Generation zum Gegenstand hat. Hier arbeitet Arntz heraus, dass der Integrationsprozess 1956 durch die Einführung der Zelfzorgregeling begann und durch die Umsiedlung der Molukker in Wohnviertel fortgesetzt wurde. Da die Molukker an ihrem militärischen Status festhielten und eine freie Republik der Südmolukker anstrebten, lehnten sie die Integrationsbemühungen allerdings weitestgehend ab. Ein Teil der zweiten Generation radikalisierte sich in den 1970er-Jahren und wollte seine politischen Forderungen mithilfe von Geiselnahmen und Zugentführungen erzwingen. Das fünfte Kapitel widmet sich der Zeit zwischen 1980 und 2000, in der wichtige Interessenvertretungen für die Molukker ins Leben gerufen wurden und die Niederlande deren kulturelle Identität anerkannte. Die Integration der Molukker wurde Ende der 1990er-Jahre aufgrund anderer Themen vernachlässigt, weswegen der Integrationsprozess nach Ansicht von Arntz noch nicht als abgeschlossen gelten kann.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.61 | 2.23 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Frederic Arntz: Endstation Niederlande. Münster u. a.: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33459-endstation-niederlande_40043, veröffentlicht am 24.01.2013. Buch-Nr.: 40043 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken