Der Philosoph und emeritierte Professor Haug ist ausgewiesener Experte für marxistische Theorien. Er bietet mit seiner Abschiedsvorlesung, die er im Wintersemester 2000/2001 an der Freien Universität Berlin hielt, eine detaillierte philosophiegeschichtliche Rekonstruktion davon, wie eine allumfassende Theorie entstehen kann. Der Autor führt in die marxistische Kritik an der politischen Ökonomie des Kapitalismus ein und skizziert die Entwicklung marxistischen Denkens wie auch die Debatten, die sich innerhalb dieser Denkrichtung entwickelten und die sich kritisch an diese Theorie wandten. Haug integriert eine große Anzahl an Zitaten von marxistischen Denkern in seine eigenen Ausführungen, wodurch er sehr nah an den Originaltexten und -aussagen bleibt. Die Texte stellen zugleich eine intensive Auseinandersetzung mit dem Marxismus als Philosophie dar. Haug möchte klären, was Philosophie und Philosophieren als solche bedeuten und erfordern. Zentral sind auch eine zeitgenössische Diagnose des Zustands gegenwärtiger linker Bewegungen und eine Kritik an ihnen. Nach Auffassung des Autors muss der Schlüssel zur Veränderung in der Gesellschaft gesucht werden, nicht im Staat. Die Gruppen, die im 20. Jahrhundert ihre Stimmen als Revolutionäre erhoben, suchten diesen Schlüssel aber meist im Staat und eben nicht in der Gesellschaft. Hierin ist auch ein Aufruf an ein künftiges kritisches Bewusstsein und an gesellschaftliche Bestrebungen, die grundlegende Veränderungen erreichen wollen, zu sehen.