Drohnenkrieg. Tod aus heiterem Himmel. Morden per Fernbedienung
Die unbemannte Drohne ist zweifelsohne zu einem der, wenn nicht gar zu dem Symbol moderner Kriegführung im 21. Jahrhundert geworden – mit all ihren militärischen Stärken und rechtlichen wie politischen Schwächen. Medea Benjamin entfaltet in ihrer politischen Stellungnahme in einem pointierten Zugriff die Facetten eines wahren Drohnenkrieges. Da sei zunächst die Herstellerseite, die Industrie für Militärtechnik, die von der rasanten Ausweitung von Drohneneinsätzen – angefangen im militärischen bis hinunter zum polizeilichen Bereich – profitiere. Jener „Wachstumsmarkt“ (37) sei jedoch nicht nur hochgradig lukrativ, er sei auch hochgradig tödlich: mehr als 4.000 Opfer der militärischen Operationen seien seit dem dritten Irakkrieg (Operation Iraqii Freedom) weltweit zu verzeichnen. Dabei würden nicht mehr bloß die Grenzen des Schlachtfeldes verschwimmen – es existiere nicht mehr oder negativer: der Planet sei das Schlachtfeld. Ein solcher globaler Drohnenkrieg werde in der Regel weder erklärt, noch werde er je beendet. Insoweit sei in rechtlicher Hinsicht zweifelhaft, ob bei den Tötungen durch Drohnen das Kriegsrecht überhaupt zur Anwendung kommen könne, so die Autorin, oder ob es sich nicht vielmehr um die Vollstreckung von Todesurteilen handele, denen kein geordnetes Gerichtsverfahren vorausgegangen sei. Und so vermeintlich effizient und schlagkräftig die Kriegführung durch Drohnen auch sei, ein wirklich entscheidender Nachteil bleibe doch: „Im Endeffekt kann der Extremismus nur auf diese Weise [durch Polizei, Streitkräfte und Zivilgesellschaft] besiegt werden. Drohnenangriffe erschweren diese Aufgabe und machen sie nicht leichter, weil sie die Opfer des anonymen Terrors vom Himmel in die Arme der Terroristen treiben.“ (167) Der Drohnenkrieg bringt damit die Ursachen, die er bekämpfen will, selbst erst hervor – ein Buch, mithin ein Standpunkt, über den zu diskutieren sich lohnt.