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Michael Kieninger

Double Containment: Kanada und die Entstehung der NATO

Konstanz: Hartung-Gorre Verlag 2001; 481 S.; 65,45 €; ISBN 3-89649-708-1
Die Arbeit untersucht den Prozess der NATO-Gründung aus der Perspektive eines häufig wenig beachteten Akteurs innerhalb der nordatlantischen Allianz, nämlich Kanadas. Dabei ist der Beitrag Ottawas zur Entstehung des Nordatlantikvertrages erheblich größer als vielfach angenommen. Der Autor beschränkt sich aber nicht allein auf die Analyse der Motive, die dem kanadischen Engagement für die Errichtung einer Verteidigungsallianz zugrunde lagen, sondern holt weiter aus, indem er nämlich den Paradigmenwechsel der kanadischen Außenpolitik vom Isolationismus zum Internationalismus in den 40er-Jahren nachzeichnet. Ohne den Verweis auf diesen Wandel ist das spätere Engagement Ottawas für die NATO kaum verständlich. Diese war für die kanadische Führung wie für alle anderen Mitgliedstaaten vor allem als Abschreckung der Sowjetunion gedacht, sie sollte aber ebenfalls dazu beitragen, die kanadische Souveränität zu stärken, die durch die USA deshalb gefährdet schien, weil diese die bilateralen Beziehungen immer stärker dominierten. Das große Interesse Ottawas an der Errichtung einer westlichen Verteidigungsallianz Ende der 40er-Jahre - so der Autor - war daher von der Zielsetzung bestimmt, sowohl die Sowjetunion als auch die Vereinigten Staaten gleichermaßen "einzudämmen". Ob es sinnvoll und angemessen ist, diese Interessenkonstellation mit dem Begriff des "Double Containment" zu umschreiben, erscheint jedoch angesichts der damaligen weltpolitischen Lage fragwürdig. Sicherlich ist die Angst vor der Dominanz durch die USA immer ein Motiv der kanadischen Außenpolitik gewesen, dieser aber dieselbe Bedeutung beizumessen wie der Sorge vor dem sowjetischen Expansionsimus, wirkt doch ein wenig bemüht. Inhaltsübersicht: Vom Isolationismus zum Internationalismus: Die Entstehung des multilateralen Denkens in Kanada 1939-1945: 1. Die kanadische Außenpolitik vor 1939; 2. Veränderungen im Department of External Affairs; 3. Kanadas Aufstieg zur Mittelmacht; 4. Kanadas Übertritt in die amerikanische Sphäre. Kanada in der bipolaren Welt: Der Wunsch nach Errichtung einer westlichen kollektiven Sicherheitsallianz 1945-1947: 1. Kanada und die Vereinigten Staaten; 2. Kanada und die Sowjetunion. Kanadas Rolle bei der Entstehung des Nordatlantikvertrages 1948-1949: 1. Kanadische Passivität; 2. Die Initiative Bevins; 3. Die Pentagon-Gespräche; 4. Die Phase der Entscheidung (April-Juni 1948); 5. "Kreuzzug für die NATO"; 6. Die Berlinkrise; 7. Die Verhandlungen.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 4.3 | 2.64 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Michael Kieninger: Double Containment: Kanada und die Entstehung der NATO Konstanz: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16324-double-containment-kanada-und-die-entstehung-der-nato_18740, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18740 Rezension drucken