Seit mehr als vierzig Jahren ist Kolumbien Schauplatz eines bewaffneten Konfliktes zwischen Guerilla-Gruppierungen, Paramilitärs und staatlichen Sicherheitskräften. In allen diesen Fraktionen sind auch Frauen unter den Kämpfenden, deren Anteil beträgt bei den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) in manchen Einheiten sogar bis zu 50 Prozent. Dennoch werden diese „Mujeres Combatientes“ (8) meist ausgeblendet , die Rolle von Frauen im Krieg wird in den Medien generell auf die der Kriegsopfer beschränkt. Hörtner führt diesen Sachverhalt auf geschlechtsspezifische Stereotype zurück, wonach Frauen als friedlich und unfähig zu kriegerischen Handlungen wahrgenommen würden. Sie beleuchtet nun die Stellung weiblicher Kämpfer innerhalb der bewaffneten Gruppierungen vor dem Hintergrund gesellschaftlich verankerter geschlechtsspezifischer Rollenbilder. Im Zentrum stehen die Erfahrungen der Kämpferinnen selbst. Sechs ehemalige Kombattantinnen wurden interviewt, die der Organisation im Alter zwischen 10 und 25 Jahren beigetreten sind – oft auf der Flucht vor ärmlichen und zerrütteten Familienverhältnissen. Frauen in bewaffneten Gruppierungen würden sich generell in einem Spannungsverhältnis zwischen Emanzipation und Gleichberechtigung auf der einen sowie Diskriminierung und Unterdrückung auf der anderen Seite befinden, so Hörtner. Sie attestiert der Guerilla insgesamt eine mangelnde Sensibilität für weibliche Kämpfer, räumt aber insbesondere im Bereich der Arbeit positive Erfahrungen in Bezug auf das Erleben der Geschlechterrolle ein: „Frauen in der Guerilla dürfen bzw. müssen gleich wie ihre männlichen companeros arbeiten – eine Tatsache, welche ihnen in der restlichen kolumbianischen Gesellschaft oftmals verwehrt bleibt. Rückblickend betonen viele Interviewpartnerinnen die Wichtigkeit dieser selbständigen Arbeit als persönlichen Gewinn“ (177).