Die Theorien des Nationalen und der Hohe Kommissar für nationale Minderheiten der OSZE
Die Autorin untersucht das Grundverständnis der Idee des Nationalen, von dem sich der Hohe Kommissar für nationale Minderheiten der OSZE (HKNM) in seiner Tätigkeit hat leiten lassen. Das Amt wurde innerhalb der KSZE/OSZE im Frühjahr 1992 mit dem Ziel geschaffen, durch eine aktive Konfliktprävention die Gefahr ethnischer Konflikte in Europa zu verringern. Der für die Interpretation des Amtes prägende Stil des ehemaligen niederländischen Außenministers Max van der Stoel hat sich dabei einer engen Festlegung des Minderheitenbegriffes entzogen und darauf aufmerksam gemacht, dass unterschiedliche Minderheitensituationen differenzierte Handlungsstrategien erforderlich machen. Ausgehend von einer begrifflichen Annäherung an "das Nationale" aus konstruktivistischer und realistischer Betrachtungsweise, untersucht die Autorin vergleichend die Stellung der Minderheitennormen bei internationalen Organisationen wie beispielsweise VN, Europarat, EU und OSZE. Anschließend stehen die detaillierte Analyse des HKNM-Mandats und die Auswertung der Stellungnahmen, Empfehlungen sowie Interviews van der Stoels im Vordergrund. Die Frage der Implementierung von Empfehlungen, die van der Stoel den betroffenen Regierungen zukommen ließ wird hingegen nicht analysiert. Der bisherige Amtsinhaber - er wurde im November 2000 von Rolf Ekeus abgelöst - hat weniger legalistische Aspekte, als vielmehr die Bedeutung des Mandats als ein flexibles Instrument der Frühwarnung betont. Angesichts der erfolgreichen Amtsführung van der Stoels wird nicht zuletzt auch die zentrale Bedeutung des Faktors "Persönlichkeit" verständlich.