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Lothar Böhnisch / Wolfgang Schröer

Die soziale Bürgergesellschaft. Zur Einbindung des Sozialpolitischen in den zivilgesellschaftlichen Diskurs

Weinheim/München: Juventa Verlag 2002 (Die Entgrenzung des Sozialen 3); 231 S.; brosch., 18,- €; ISBN 3-7799-1092-6
Bürgergesellschaft, Sozialkapital, bürgerschaftliches Engagement - mit diesen oder ähnlichen Stichworten lässt sich eine aktuelle politische Debatte beschreiben, die gegenüber institutionell verkrusteten und ineffizienten Bürokratien auf eine Stärkung von Eigenverantwortung und zivilgesellschaftlichen Netzen setzt. Allerdings ist diese Debatte - so der zentrale Einwand der Autoren - von einer konzeptionellen Zweideutigkeit geprägt. Denn bürgerschaftliche Aktivitäten sind - weil überwiegend von politischen und ökonomischen Eliten initiiert (wie im Modell des „aktivierenden" Sozialstaats 181 ff.) - der Gefahr ausgesetzt, für einen Abbau sozialer Rechte instrumentalisiert zu werden. Im Anschluss an Eduard Heimann („Soziale Theorie des Kapitalismus", 1929) setzen sich die Autoren deshalb mit der Frage auseinander, ob und unter welchen Voraussetzungen die bürgerschaftliche Idee eine „reformkapitalistische demokratisierende Perspektive" aufweist (18). Für diese Zwecke wollen sie die Diskussion aus der „unhinterfragten Adaption" amerikanischer Vorbilder (liberaler oder kommunitaristischer Spielart) lösen und stattdessen den für die deutsche Tradition konstitutiven Zusammenhang von „Bürgergesellschaft und Sozialpolitik" herausarbeiten (13, 147 ff.). Ihre Überlegungen führen dann - über den bemerkenswerten Entwurf des Sozialstaats als „Lebensform" (168 ff.) - zum Plädoyer für eine bürgerschaftliche Perspektive, die das Sozialpolitische einschließt und sich damit in eine „antikapitalistische Spannung zur Ökonomie" setzt (203). Inhalt: I. Das Ende der gesellschaftlichen Dialektik in der Bürgergesellschaft?; II. Streifzüge; Zur sozialpolitischen Kurzsichtigkeit bürgergesellschaftlicher Vorannahmen; III. Die Rede von der Bürgergesellschaft im Lichte der gesellschaftlichen Wirklichkeit; IV. Die Wiedergewinnung der gesellschaftlichen Dialektik in der Bürgergesellschaft?; V. Die Rückholung des Sozialstaates - Eine produktive Dekonstruktion in bürgergesellschaftlicher Perspektive; VI. Bürgergesellschaft und Sozialpolitik - Zum sozialen Konflikt im digitalen Kapitalismus.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 | 2.342 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Lothar Böhnisch / Wolfgang Schröer: Die soziale Bürgergesellschaft. Weinheim/München: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/17947-die-soziale-buergergesellschaft_20718, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 20718 Rezension drucken