Diss. Freiburg/Schweiz; Gutachter: U. Altermatt, F. Python. – Welche Positionen haben die schweizerischen Linken zwischen 1967 und 1991 zu Israel und zum Nahostkonflikt eingenommen? Dem eigenen Selbstverständnis nach seien ihre Ansichten frei von Antisemitismus gewesen. Man habe deshalb keinen Grund gesehen, eigenen antisemitischen Tendenzen nachzuspüren, schreibt Späti. Tatsächlich aber seien in der Linken trotz ihres propagierten Antirassismus Versatzstücke von Vorurteilen und Stereotypen gegenüber Juden festzustellen. Die Autorin bietet dafür eine plausible Erklärung: „Während der Rassismus seine Opfer als minderwertig darstellt, sublimiert der Antisemitismus seine Opfer, indem er die Juden als mächtige Weltbeherrscher zeichnet. Da Linke sich aber traditionell mit Unterdrückten und Ausgestoßenen solidarisieren, fallen Juden aus ihrem Blickwinkel.“ (338) Dies habe sogar zu einer weitgehenden Indifferenz gegenüber den Opfern von Antisemitismus geführt. Dieser meist unreflektierte Antisemitismus sei am stärksten bei denjenigen zu finden gewesen, so Späti, die eine antizionistische Haltung vertraten, wobei der Antizionismus im Sinne eines Antiimperialismus verstanden worden sei. Zur Zeit der Intifada seien einige Linke in der Bestreitung des israelischen Existenzrechts sogar weiter gegangen als die Palästinenser selbst, die „nur“ das Ziel eines eigenen Staates in den besetzten Gebieten vor Augen gehabt hätten. Aber auch bei Linken, die für dualistische oder pro-israelische Positionen standen, stellt Späti antijudaistische und antisemitische Stereotype fest. Die Linke habe damit keine auffälligen Ansichten vertreten, sondern sei nur ein Teil der schweizerischen Nachkriegsgesellschaft gewesen.