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Katrin Dobersalske

Die rot-grüne Energiewende. Nachhaltige Energienutzung in der Entwicklungszusammenarbeit unter Rot-Grün

Marburg: Tectum Verlag 2010 (Bonner Studien zum globalen Wandel 7); 172 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-2277-1
Die Energiekrise der Entwicklungsländer ist eine strukturelle Krise, weil sie das Energiesystem der entwickelten Länder übernommen haben, das mit ihren Strukturen nicht vereinbar ist. Sie ist eine Preiskrise, weil die Steigerungen der Kosten die Entwicklungsländer viel härter treffen als die Industriestaaten. Und sie ist eine Versorgungskrise, weil die Rohstoffe knapper werden, der Bedarf aber steigt. Schlimmer noch: „Die Überwindung der Armut setzt mehr Energieversorgung und Wirtschaftswachstum voraus, welches mit Belastungen des Ökosystems einhergeht, die wiederum als Wachstumsbremse wirken.“ (10) Es gibt also ein Spannungsverhältnis zwischen der Energiekrise und dem Recht der Entwicklungsländer auf Entwicklung. Dem soll das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung entgegenwirken. Dobersalske gibt einen konzentrierten Überblick über die Bedingungen deutscher Entwicklungspolitik, die konzeptionellen Vorstellungen der rot-grünen Koalition und deren Umsetzung in konkrete Politik. Hat die Regierung Schröder wirklich einen erkennbaren Einfluss auf die deutsche Entwicklungspolitik ausgeübt? Dobersalske stellt zumindest für die zweite Hälfte der rot-grünen Regierungszeit eine stärkere Betonung nachhaltiger Energienutzung in der bilateralen Entwicklungspolitik fest. Dies war eine klare Abkehr von der industriefreundlicheren Wirtschafts- und Entwicklungspolitik der Vorgängerregierung. Die Autorin kommt auf zwei Wegen zu ihrem Fazit: Einmal untersucht sie die Strategien des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit auf einer konzeptionellen Ebene. Zum anderen wirft sie einen genaueren Blick auf die konkrete Arbeit derjenigen Organisationen, die die Entwicklungspolitik in den jeweiligen Ländern umsetzen: die Kreditanstalt für Wiederaufbau und die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit. Insgesamt kann Dobersalske die Vorreiterrolle der Bundesrepublik auf dem Sektor der nachhaltigen Energienutzung in der Entwicklungspolitik für die Zeit der rot-grünen Koalition durchaus bestätigen. Ihre Studie gibt einen guten Überblick über die konzeptionelle Planung und die konkrete Durchführung von Politik an der Schnittstelle von Umweltschutz und Entwicklungshilfe.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.21 | 4.44 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Katrin Dobersalske: Die rot-grüne Energiewende. Marburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32960-die-rot-gruene-energiewende_39375, veröffentlicht am 20.04.2011. Buch-Nr.: 39375 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken