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Olaf Leiße / Martin Roth / Christian Gesellmann (Hrsg.)

Die Republik Kosovo – Der jüngste Staat Europas. Eine politische Bestandsaufnahme seit der Unabhängigkeitserklärung

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Jenaer Beiträge zur Politikwissenschaft 15); 381 S.; brosch., 64,- €; ISBN 978-3-8329-7564-7
Pünktlich zur Unterzeichnung des Vertrages zwischen Serbien und Kosovo, mit dem eine Normalisierung der Beziehungen angestrebt wird, erscheint der Sammelband, der die Geschichte des jüngsten europäischen Staates beleuchtet. Ziel ist es, verschiedene Perspektiven und Felder des Prozesses der Systemtransformation aufzuzeigen. Im Zentrum der Analyse steht daher die Frage: Welche Fortschritte und Hindernisse zeigen sich auf dem Weg des Kosovo zum demokratischen Rechtsstaat? Die Autoren widmen sich den Themenfeldern der Innen‑ und Außenpolitik sowie der Rolle der internationalen Gemeinschaft im Kosovo, wobei sich immer wieder eine deutliche wechselseitige Beeinflussung zeigt. Innenpolitisch erweist sich vor allem die mangelnde Wahrung der Rechte ethnischer Minderheiten als eines der Demokratisierungshemmnisse. Dass dies jedoch außenpolitische Ursachen hat, zeigt sich daran, dass die „die serbisch‑albanischen Spannungen […] einen Nationalismus […] verstärkt [haben], der sich negativ auf alle Minderheiten auswirkt“ (Florian Bieber, 155) und somit deren rechtliche Gleichstellung bisher verhindert. Ebenso werden die Differenzen zwischen dem Nord‑ und Südkosovo in den Beiträgen häufiger als Grund für die nur langsam voranschreitende Entwicklung des Landes genannt. Auch die Rolle der Europäischen Union wird immer wieder kritisch beleuchtet. So konnte die EU erfolgreich beim Aufbau rechtsstaatlicher Institutionen helfen, gleichzeitig zeigte sich aber, dass „politische [...] Konflikte und Fehlschläge in der operativen Umsetzung des Mandats“ (Christian Gesellmann/ Martin Roth, 247) dies konterkarierten. Im Bereich der Außenpolitik stehen die Nachbarstaaten Serbien und Albanien im Mittelpunkt der Untersuchung, sodass sowohl problembehaftete als auch freundschaftliche nachbarschaftliche Beziehungen des Kosovo aufgezeigt werden. Der Band endet schließlich mit dem Fazit, dass das Kosovo aufgrund seiner schwachen staatlichen Strukturen und deren mangelnder Legalität als ein „post‑colonial‑state“ zu klassifizieren sei. Der Weg zu einem demokratischen Staatsgefüge sei daher noch ein sehr weiter und hänge auch von außenpolitischen Faktoren ab. Wenn das Land Bestand haben wolle, sei es notwendig, dass „sich im Kosovo der civic nationalism durchsetzt und Serbien sein Nationenverständnis […] verändert“ (Bernhard Stahl, 374).
Ronny Noak (RNO)
B.A., Politikwissenschaftler, Student, Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Rubrizierung: 2.61 | 2.2 | 2.21 | 2.22 | 2.23 | 2.24 | 3.6 | 4.41 | 4.1 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Ronny Noak, Rezension zu: Olaf Leiße / Martin Roth / Christian Gesellmann (Hrsg.): Die Republik Kosovo – Der jüngste Staat Europas. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21970-die-republik-kosovo--der-juengste-staat-europas_43734, veröffentlicht am 13.06.2013. Buch-Nr.: 43734 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken