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Vera Philipps

Die Politik der Volksrepublik China in Lateinamerika von 1990 bis 2010. Strategische Kooperationen und wachsende Konkurrenz

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2014 (Europäische Hochschulschriften: Reihe XXXI, Politikwissenschaft 624); 153 S.; brosch., 34,95 €; ISBN 978-3-631-58234-3
Diplomarbeit Köln; Betreuung: T. Scharping. – Die Autorin legt eine konzentrierte Übersicht der chinesischen Politik gegenüber Lateinamerika vor. Seit den 1990er‑Jahren, dem Beginn des Untersuchungszeitraums, stellt sie eine vornehmlich wirtschaftlich begründete Öffnung Chinas fest. Angestrebt werde, neue Handels‑ und Investitionsmöglichkeiten zu erschließen sowie die Zulieferung von Rohstoffen zu sichern. Als nachgeordnete Interessen qualifiziert Vera Philipps das diplomatische Bemühen, den Einfluss Taiwans einzudämmen – ein angesichts einer relativ hohen Anzahl an Staaten in Lateinamerika, die den Inselstaat anerkennen, schwieriges Unterfangen – sowie der globalen Dominanz der westlichen Industrieländer etwas entgegenzusetzen. Im Buch nicht erwähnt, aber dennoch auffällig sind die Parallelen zum chinesischen Engagement in Afrika, wie dort werden auch in Lateinamerika Investitionen in die Infrastruktur als Gegenleistung zum Rohstoffhandel angeboten, der lateinamerikanischen Wirtschaft selbst aber wenig Entwicklungsmöglichkeiten gegeben; die chinesische Seite sucht eher Absatzmärkte für eigene Produkte und tritt zudem global als übermächtiger Konkurrent für in Lateinamerika produzierte Waren auf. Und so kristallisieren sich im Laufe der deskriptiven Studie ungleiche Beziehungen heraus, deren Begründung die Autorin in den verschiedenen Entwicklungsstrategien (unter Hinweis auf die Analysen von Kevin P. Gallagher und Robert Porzecanski) findet: „Während die chinesische Regierung seit den 1980er‑Jahren auf Industrialisierung setzte und eine Entwicklung anstieß, die schrittweise weg von der ‚Weltbank der Welt‘ hin zu einem Hersteller und Exporteur auch höherwertiger Produkte führte, sind viele lateinamerikanische Länder dem Washington Consensus gefolgt und haben schnelle Gewinne aus Rohstoffverkäufen realisiert.“ (79) Die Autorin lässt allein schon aus der Beschreibung der Entwicklungspfade wie der konkreten Handelsvereinbarungen die Grundlinien hervortreten, die Chinas wirtschaftliches Fortkommen ebenso begünstigen wie die Verfestigung der ökonomischen Probleme in Lateinamerika.
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Rubrizierung: 4.222.682.65 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Vera Philipps: Die Politik der Volksrepublik China in Lateinamerika von 1990 bis 2010. Frankfurt a. M. u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39476-die-politik-der-volksrepublik-china-in-lateinamerika-von-1990-bis-2010_47666, veröffentlicht am 03.03.2016. Buch-Nr.: 47666 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken