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Susanna Berndt (Hrsg.)

Die neuen VerFührer. Populismus heute

Graz/Wien/Köln: Verlag Styria 2001; 143 S.; geb., 13,80 €; ISBN 3-222-12864-2
Auf den ersten Blick - der gleichermaßen vom Titel wie vom Titelbild etwas irreführend unterstützt wird - bietet das Buch eine um Verständlichkeit bemühte Auseinandersetzung mit Stereotypen und demagogischer Rhetorik moderner Populisten an. So wird auch an etlichen Stellen die Semantik des Rechts-Populismus - die Beispiele sind vielfach aus dem österreichischen Kontext (Haider/FPÖ) entnommen - dechiffriert (55 ff; 97 ff; 133 ff.), doch die eigentliche Intention der Autoren setzt radikaler an. Sie sehen vielmehr einen systematischen Zusammenhang zwischen populistischen Simplifizierungen - die im gesamten politischen Spektrum anzutreffen sind - und den abkürzend "Postmoderne" genannten "dramatischen Entgrenzungs- und Dekonstruktionsprozessen der Nachmoderne" (140). Es ist gerade die scheinbare Beliebigkeit "im Bereich der Werte und der Lebensstile" (8), die in durchaus unterschiedlichen sozialen Milieus Formen einer "zweiten Unmündigkeit" (121 ff.) erzeugt. Dass sich die in diesem Buch betriebene Entmythologisierung nicht nur an "rechten" Einstellungen abarbeitet, könnte auch mit dem undogmatischen Begriff von Aufklärung zusammenhängen, auf den sich die Autoren berufen: er verbindet - reizvoll genug - Theodor W. Adorno und Paul Feyerabend. Aus dem Inhalt: 1. Anything goes? Anton Grabner-Haider: Dekonstruktion des Alten; Die neue Vielfalt; Bedarf an Mythen; Gegensätzliche Milieus; Kult des Irrationalen; Wem nutzt die Beliebigkeit?; Die neue Mythen (11-27). 2. Wege der Populisten: Anton Grabner-Haider: Wer sind Populisten?: Methoden der Demagogen; Der Umgang mit Sprache; Autoritäre Personstruktur; Die begeisterten Anhänger (29-53). 3. Die Mythen der Populisten: Michael Chiotellis: Die Neue Rechte; Die Alte Linke (55-83). 4. Heutige Problemfelder: Michael Chiotellis: Wirkungsfelder; Angst vor Überfremdung; Zu wenig Kinder; Zu wenig Arbeitsplätze; Schutz der Umwelt; Privilegien abbauen (85-96). 5. Das Volk als Mittel zum Zweck: Peter Strasser: Hinführung; Wer ist ein Populist?; Taktische Ziele; Gruppeninteresse oder Gemeinwohl?; Verzerrung der Realität; Rolle der Moral; Lehren der Postmoderne; Geltung der Menschenrechte; Legitimität der Macht; Transformation der Demokratie?; Strategien der Macht; Das Spiel mit dem Volk; Die Frage des Gemeinwohls (97-120). 6. Psychologische Hintergründe: Erwin Möde: Strategie zur "zweiten Unmündigkeit"; Weltzeit zwischen Brüchen und Übergängen; Primäres Weltverstehen durch Identifikation; Die Spielart des Populismus; Die eindeutige Identifikation mit dem "Führer"; Identifikation als Nahtstelle; Der Führerkult der "coolen" Typen (121-142).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.24 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Susanna Berndt (Hrsg.): Die neuen VerFührer. Graz/Wien/Köln: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/15034-die-neuen-verfuehrer_17072, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 17072 Rezension drucken