
Die Neue Rechte - eine Gefahr für die Demokratie?
Dass eine Gefährdung demokratischer Politik vom „rechten Rand“ nicht nur die Gestalt offen rechtsextremistischer Organisationen und Cliquen annehmen kann, ist in der Fachdiskussion unstrittig. Neben den gewaltbereiten Gruppierungen gibt es die Grauzone einer intellektuellen Neuen Rechten, die sich – ein offenes Bekenntnis zum Nationalsozialismus vermeidend – um eine Modernisierung dieser Ideologie bemüht. Zu ihren Merkmalen zählen einerseits Antipluralismus, Freund-Feind-Denken und autoritärer Etatismus, andererseits netzwerkartige Strukturen, in denen sie den Kampf um kulturellen Einfluss betreibt. Die Autorinnen und Autoren versuchen Spezifika der Neuen Rechten im deutschen Kontext - vor allem mit Blick auf sprachliche, ideologische und publizistische Vermittlungsformen – zu diskutieren und durch Beispiele aus Frankreich, Österreich und den USA zu ergänzen. Der Sammelband beruht – eine Initiative der Arbeitsgruppe Demokratieforschung der Universität der Bundeswehr Hamburg aufgreifend - auf einer 2003 durchgeführten Tagung des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes.
Aus dem Inhalt:
Wolfgang Gessenharter / Thomas Pfeiffer:
Einleitung. Ein Dialog wird fortgesetzt (11-16)
Neue Rechte: Hintergründe, Positionen, Erscheinungsformen
Kurt Sontheimer:
Die Kontinuität antidemokratischen Denkens. Von der Weimarer Republik zur Bundesrepublik (19-29)
Wolfgang Gessenharter:
Im Spannungsfeld. Intellektuelle Neue Rechte und demokratische Verfassung (31-49)
Thomas Pfeiffer:
Avantgarde und Brücke. Die Neue Rechte aus Sicht des Verfassungsschutzes NRW (51-70)
Vertiefungen
1. Ideologie und Sprache der Neuen Rechten
Armin Pfahl-Traughber
Die „Umwertung der Werte“ als Bestandteil einer Strategie der „Kulturrevolution“. Die Begriffsumdeutung von „Demokratie“ durch rechtsextremistische Intellektuelle (73-94)
Roger Woods:
Die Leiden der jungen Werte. Die Neue Rechte als Kultur und Politik (95-105)
Frank Aydt:
Grenzgänger zwischen Alter und Neuer Rechter. Sprache und Ideologie Horst Mahlers am Beispiel seiner Propaganda im Internet (107-116)
2. Neurechte Einflüsse auf studentische Verbindungen
Dietrich Heither:
„In irgendeiner Form national oppositionell“. Ansichten, Akteure und Aktivitäten in der ‚Deutschen Burschenschaft’ (117-134)
Hans-Peter Lüngen:
Einflüsse und Affinitäten? Beziehungen der Neuen Rechten zu studentischen Verbindungen aus Sicht eines Verfassungsschützers (135-143)
3. Internationale Schlaglichter
Matthias Weber:
Prototyp der Neuen Rechten. Alain de Benoist und die Nouvelle Droite in Frankreich (145-161)
Brigitte Bailer:
Partei- statt Metapolitik. „Neue Rechte“ und FPÖ in Österreich (163-173)
Thomas Grumke:
„Take this country back!“ Die neue Rechte in den USA (175-185)
4. Publizistik der Neuen Rechten
Thomas Pfeiffer:
Das informationelle Kapillarsystem. Die neurechte Publizistik im Medienmix einer Bewegung von rechts (187-197)
Anton Maegerle:
Blätter gegen Zeitgeist und Dekadenz. Profile und Beziehungen neurechter Periodika an Beispielen (199-209)
Michael Puttkamer:
„Jedes Abo eine konservative Revolution“. Strategie und Leitlinien der ‚Jungen Freiheit’ (211-220)
Diskussion
Die Neue Rechte - eine Gefahr für die Demokratie? (223-243)