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Patrick Spitzer

Die Nachrichtendienste Deutschlands und die Geheimdienste Russlands - ein Vergleich

Berlin: Lit 2011 (Recht in Ostmittel-, Südost- und Osteuropa/GUS 14); XXV, 530 S.; 49,90 €; ISBN 978-3-643-11177-7
Politikwiss. Diss. Hamburg; Gutachter: O. Luchterhandt, M. Albers. – Die Arbeit von Geheimdiensten ist vor allem in Demokratien im Spannungsverhältnis zwischen Effizienz und Rechtsvorschriften angesiedelt. Spitzer analysiert am Beispiel der geheimdienstlichen Institutionen Deutschlands und Russlands das Geheimdienstrecht anhand von zwei übergeordneten Kriterien: die Stellung der Geheimdienste im Staat sowie das materielle Recht, das sich in den Staatszielen und den verfassungsgemäßen Aufgaben der Geheimdienste konstituiert. Spitzer ist sich dabei durchaus der unterschiedlichen Rechts- und Verfassungstraditionen der beiden Fallbeispiele bewusst. Da jedoch das Rechtsstaatsprinzip als konstituierendes Staatsprinzip sowohl für Deutschland als auch für Russland gilt, müssen die Tätigkeiten beider Geheimdienste als Teil der Exekutive auch an den rechtsstaatlichen Vorgaben gemessen werden. Damit diese dennoch asymmetrische Ausgangslage methodisch umgesetzt werden kann, stellt er dem Vergleich die deutschen geheim operierenden Sicherheitsdienste vorweg und leitet daraus Fragen für die Analyse der russischen Dienste ab. In seinem Rechtsvergleich kommt Spitzer zu dem wenig überraschenden Ergebnis, „dass die Geheimdienstgesetze in Russlands schwerwiegende rechtsstaatliche Defizite aufweisen, die im Vergleich dazu die Mängel der deutschen Nachrichtendienste verblassen […] lassen“ (485). Die Rechtsgrundlagen stellen daher in erster Linie semantische Gebilde dar. Der Autor betont jedoch eine Ausnahme: das neue Datenschutzgesetz. Aber auch dieses könne lediglich als singuläres Phänomen gewertet werden, da es „keine rechtsstaatliche Initialzündung ausgelöst hat“ (486). Spitzer plädiert daher für einen ernsteren Umgang mit den verfassungsrechtlich gebotenen Prinzipien der Bestimmtheit und Transparenz von Normen sowie der Abstimmung der einzelnen Gesetze aufeinander.
Anja Franke-Schwenk (AF)
Dr. des., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.21 | 2.62 | 2.324 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Anja Franke-Schwenk, Rezension zu: Patrick Spitzer: Die Nachrichtendienste Deutschlands und die Geheimdienste Russlands - ein Vergleich Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33990-die-nachrichtendienste-deutschlands-und-die-geheimdienste-russlands---ein-vergleich_40733, veröffentlicht am 12.08.2011. Buch-Nr.: 40733 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken