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Edelbert Richter

Die Linke im Epochenumbruch. Eine historische Ortsbestimmung

Hamburg: VSA 2009; 302 S.; 20,80 €; ISBN 978-3-89965-348-9
Die ungelösten Probleme der Industriegesellschaften, deren Wurzeln in der Industriellen Revolution zu suchen sind und die durch die Krisen im Finanz-, Wirtschafts- und Umweltbereich ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht haben, zeigen laut Richter sehr deutlich, dass sowohl konservative als auch (neo-)liberale Lösungsansätze keinerlei Geltungskraft mehr entfalten können. Zwar feierten die Vertreter der liberalen Ideologie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ihren eigenen Sieg. Aber ihre Interpretationshoheit ist nach Ansicht von Richter so nicht hinnehmbar: Vielmehr haben sich sowohl die Sowjetunion als auch die USA zwar der Worte ihrer jeweiligen Ideologie bedient, aber deren Inhalte nicht verwirklicht. Erst durch Gorbatschow war es möglich, zu den wahren sozialistischen Wurzeln zurückkehren. Für den Autor gilt es also, geschichtliche Ereignisse seit 1945 sowie theoretische Überlegungen und Ideologien auf ihre Problemlösungspotenziale hin abzuklopfen. Die zentrale Frage – „Können wir heute, in der Krise des kapitalistischen Industriesystems und seiner fossilen Energiebasis denn an Vorstellungen über Natur und Gesellschaft festhalten, die aus der Zeit des Aufbruchs zu diesem System und der Erschließung seiner Energiebasis stammen?“ (17 f.) – beantwortet er ganz eindeutig mit Nein. Die politische Stoßrichtung des Buches ist dabei von vornherein klar. Richter bekennt sich schon zu Beginn zum demokratischen Sozialismus. Auch deshalb müssen einige Ergebnisse und sogar Prämissen kritisch gelesen werden, so etwa die Behauptung, dass die PDS als Nachfolgepartei der SED gleichzeitig die Nachfolgerin der Reformkräfte im einstigen Ostblock war. Abgesehen von diesen Einschränkungen fordert Richter nachvollziehbar eine vernunftgeleitete, pluralistische und demokratische Politik. Diese Forderungen werden am Schluss in zehn Punkten zusammengefasst und bilden zugleich seinen Lösungsvorschlag für die aufgezeigten Probleme.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.22 | 2.331 | 4.2 | 5.43 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Edelbert Richter: Die Linke im Epochenumbruch. Hamburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30913-die-linke-im-epochenumbruch_36734, veröffentlicht am 08.12.2010. Buch-Nr.: 36734 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken