Die Institutionenordnung der DDR. Zur Widersprüchlichkeit des Berufs im Staatssozialismus
Diss. phil. Fernuniversität Hagen. - Die Diktatur der SED und deren Integration in das sowjetische Herrschaftssystem bildeten die Rahmenbedingungen für die Entstehung und Entwicklung der staatssozialistischen Gesellschaft in der DDR. Der Autor untersucht dabei am Beispiel des beruflichen Bildungssystems diejenigen institutionellen Mechanismen, die entscheidend für die gesellschaftliche Ordnung der DDR waren. Die berufliche Institutionenordnung der staatssozialistischen Gesellschaft wurde durch eine zunehmende Verfestigung der formalen Wertbildung und der bürokratischen Herrschaftsstrukturen gekennzeichnet. Im Laufe des Übergangs von Aufbau- und Modernisierungsphase des Sozialismus hin zum "real existierenden Sozialismus" konstatiert Kreutzer ein Spannungsverhältnis zwischen formaler Normierung des Berufs und seiner alltäglichen Praxis. Als Ergebnis hält der Autor fest, dass - im Gegensatz zur funktional differenzierten und eigendynamischen Moderne westlicher Gesellschaften - der Staatssozialismus von einer durch Formalisierung, hierarchischer Bürokratisierung und Ideologisierung geprägten Moderne gekennzeichnet war.
Inhaltübersicht: 1. Funktionale Differenzierung und formale Organisation: 1.1 Die Gesellschaftsordnung des Staatssozialismus; 1.2 Funktionale Entdifferenzierung und bürokratische Herrschaft; 1.3 Der Beruf als Fokus und Sonde. 2. Die Transformation der Arbeit in der Aufbauphase der DDR: 2.1 Die sozialistische Landnahme der Arbeit; 2.2 Zur Einheitlichkeit des sozialistischen Bildungswesens; 2.3 Sozialistische Elitetransformation als Klassen- und Kaderpolitik. 3. Die Verberuflichung der Arbeit in der Modernisierungsphase des Staatssozialismus: 3.1 Die Berufsarbeit in einem "geschlossenen System ökonomischer Hebel"; 3.2 Die zwei Seiten der Bildungsexpansion: Polytechnisierung und Verwissenschaftlichung; 3.3 Parteiherrschaft und Technokratie? 4. Berufsarbeit im real existierenden Sozialismus: 4.1 Schließungsmechanismen in der Planwirtschaft; 4.2 Bildung in einer geschlossenen Gesellschaft; 4.3 Totalitärer Herrschaftsanspruch und Handlungsspielräume. 5. Zur Widersprüchlichkeit von formaler und reflexiver Wert- und Strukturbildung: 5.1 Formale Verberuflichung versus reflexive Beruflichkeit; 5.2 Zur Divergenz von formaler und reflexiver Institutionalisierung; 5.3 Das Dilemma von formaler und reflexiver Moderne.