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Hans-Jürgen Bieling

Die Globalisierungs- und Weltordnungspolitik der Europäischen Union

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010; 284 S.; brosch., 39,95 €; ISBN 978-3-531-17303-0
Ausgangspunkt der Studie ist die Beobachtung, dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem europäischen Integrationsprozess in den letzten zwei Dekaden eine zunehmende Perspektiverweiterung erfahren hat: Ging es zuvor vor allem um die Triebkräfte, Interessen und institutionellen Organisationsformen der Integration, wird die EU neuerdings auch verstärkt als eigenständiger weltpolitischer Akteur mit einem offensiveren Selbstverständnis wahrgenommen. Diese Diskussion wird laut Bieling bislang jedoch stark verkürzt geführt, indem das Fortschreiten des Integrationsprozesses vor allem als sozial-, umwelt- und demokratieverträgliches Korrektiv gegenüber einem von außen einwirkenden Globalisierungsprozess betrachtet wird. Bieling fragt daher, „ob, in welcher Form und warum sich die EU zu einem global agierenden Akteur entwickelt hat und wie dessen Rolle zu charakterisieren ist“ (9). Er legt insbesondere dar, dass die EU-Integration nicht (nur) als Antwort auf den Globalisierungsprozess verstanden werden kann, sondern diesen ebenso in einer spezifischen Weise beeinflusst und vorangetrieben hat, um eigene geopolitische wie auch ökonomische Interessen abzusichern und zu fördern. Nach einer Einführung in die unterschiedlichen Entwicklungsphasen des Integrationsprozesses werden deren jeweilige gesellschaftliche, politökonomische und strukturelle Implikation erörtert, bevor der Autor sich im Hauptteil der Studie detailliert mit den drei Themenbereichen Außenhandelsbeziehungen, währungs- und finanzpolitische Beziehungen sowie außen- und sicherheitspolitische Kooperation auseinandersetzt. Aufbauend auf einem zuvor entwickelten gesellschaftstheoretisch fundierten Analyseraster werden dabei sowohl die sozioökonomischen Grundlagen der EU-Außenbeziehungen als auch die Entwicklung der Diskurse, Strategien und Handlungsarenen betrachtet. Bieling verdeutlicht, dass die EU entgegen der globalisierungs-korrigierenden Sichtweise durchaus eine sehr offensive weltpolitische Hegemonialstrategie verfolgt, ohne dass sie damit bereits auf dem Weg zu einer imperialistischen Großmacht wäre.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 3.6 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Hans-Jürgen Bieling: Die Globalisierungs- und Weltordnungspolitik der Europäischen Union Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32068-die-globalisierungs--und-weltordnungspolitik-der-europaeischen-union_38248, veröffentlicht am 08.12.2010. Buch-Nr.: 38248 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken