Die Jahrtausendwende war sowohl von der Globalisierung als auch von religiöser Gewalt gekennzeichnet. Juergensmeyer geht von einer Verbindung dieser beiden Faktoren aus: „Der globale soziale Wandel hat den Nationalstaat geschwächt, er hat das Vertrauen in das europäische und amerikanische säkulare Nationalismuskonzept erodieren lassen und manche dazu bewogen, einen strikt religiösen Pfad einzuschlagen“ (9). Juergensmeyer liefert eine Roadmap für das globale Muster des religiösen Aktivismus und bemüht sich um eine Erklärung für dieses Phänomen, das für ihn nicht ausschließlich eine Folge des Islamismus im Nahen Osten ist. Zudem stellt er den religiösen Fundamentalismus in seiner ganzen Bandbreite dar und fragt nach dessen Ursachen. Er versucht sich in die Aktivisten hineinzuversetzen, aus deren Perspektive der säkulare Nationalismus versagt hat. Die Untersuchung stützt sich zum Teil auf Interviews mit Experten und religiösen Führern, hierzu zählten sowohl muslimische Mullahs als auch militante Juden in Israel, Hindu- und Sikh-Partisanen in Indien, buddhistische Rebellen in Sri Lanka und christliche Milizen in den Vereinigten Staaten. Den Kontakt zu Letzteren stellten so prominente Persönlichkeiten wie Mary Kaldor her, die Direktorin des Center for Global Governance an der London School of Economics. Juergensmeyer liefert einen Überblick über drei Jahrzehnte religiösen Militantismus und dessen religiöse Traditionen. Er kommt zu dem Ergebnis, dass religiöse Aktivisten, die überall auf der Welt gegen den Staat rebellieren, nicht nur archaische Ideen einer religiösen Herrschaft wiederbeleben, sondern auch Neues schaffen, nämlich die Synthese von Religion und Politik – eine elementare Verbindung, die sich nach Meinung des Autors zu einer Brandbombe entwickeln könnte, da in ihr der Absolutismus der Religion mit der Potenz der modernen Politik verschmelze.