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Benjamin Stolle

Die Flexibilisierung des Tarifrechts in Deutschland und in Frankreich

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Mannheimer Studien zum Unternehmensrecht 23); 280 S.; 69,- €; ISBN 978-3-8329-5898-5
Diss. Mannheim; Gutachter: F. Maschmann, U. Tödtmann. – Das deutsche Flächentarifvertragssystem wird seit Jahren wiederholt – vor allem von Arbeitgeberseite – als zu unflexibel, den Erfordernissen der Globalisierung nicht angemessen und wettbewerbsverzerrend kritisiert. Verwiesen wird dabei oftmals auf Frankreich, wo der Gesetzgeber ähnlichen Forderungen und Kritikpunkten 2004 mit einer weitreichenden Flexibilisierung des Tarifrechts begegnet ist und insbesondere die Handlungsmöglichkeiten im Bereich der Firmentarifverträge deutlich erweitert hat. Aus juristischer Sicht greift Stolle diese Debatte auf und fragt anhand eines detaillierten Vergleichs der rechtlichen Regelungen sowie der politischen Rahmenbedingungen beider Länder, inwiefern die französische Reform als Modell für eine Modifikation des deutschen Tarifrechts dienen kann. Im Ergebnis wird vor allem deutlich, dass die unterschiedlichen Verhandlungstraditionen sowie die divergierenden institutionellen Rahmenbedingungen der Sozialpartner eine Übertragung von Regelungen nicht zulassen. Insbesondere muss konstatiert werden, dass das deutsche Tarifvertragsrecht trotz anderslautender Kritiken wesentlich flexibler und für die Unternehmen vorteilhafter ist als das französische. Als eventuell aus dem französischen System zu übertragende Lösung schlägt Stolle aber das System sich ergänzender Tarifverträge vor: Ergänzungstarifverträge dürften aber in keinem Fall den Tarifvorrang des Flächentarifvertrags infrage stellen und sollten nur diejenigen Aspekte dezentral verhandeln dürfen, welche eine Besonderheit des betroffenen Unternehmens darstellten. Dies könnte in einzelnen Fällen zur Reduktion von Transaktionskosten und zur Vermeidung von Konflikten zwischen Unternehmen und Berufsgruppen führen. Aufgrund der nicht allein auf die Rechtslage reduzierten Analyse ist das Buch insofern auch für Politikwissenschaftler und hier insbesondere für diejenigen von Interesse, die sich mit industriellen Beziehungen sowie mit der Politik von Interessengruppen im Allgemeinen beschäftigen.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.22 | 2.61 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Benjamin Stolle: Die Flexibilisierung des Tarifrechts in Deutschland und in Frankreich Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33845-die-flexibilisierung-des-tarifrechts-in-deutschland-und-in-frankreich_40557, veröffentlicht am 08.09.2011. Buch-Nr.: 40557 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken