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Gerhard Stapelfeldt

Die Europäische Union - Integration und Desintegration. Kritik der ökonomischen Rationalität. Dritter Band

Hamburg: Lit 1998 (Spuren der Wirklichkeit 16); 444 S.; brosch., 69,80 DM; ISBN 3-8258-4020-4
Der dritte Band des Forschungsprojektes "Kritik der ökonomischen Rationalität" setzt sich mit der europäischen Integration auseinander. Der konzeptionelle Ansatz ist hier wie auch in den vorausgegangenen Bänden einer Kritik der Politischen Ökonomie verpflichtet, die sich als "aufklärende, utopisch-vernünftige Gesellschaftstheorie" versteht (17). Versuchte der Autor im zweiten Band u. a. zu zeigen, dass die deutsche Einigung im Zeichen eines ungebremsten neoliberalen Kapitalismus erfolgte (siehe in diesem Heft: 223 ff.), so will er hier nachweisen, dass sich dieser Globalisierungsprozess auf europäischer Ebene in einer Form fortsetzt, die - weil sie allein wirtschaftstechnokratisch vollzogen wird - zwangsläufig "Formen von Desintegration" hervorbringt (17). Zunächst stellt Stapelfeldt die Entstehung der Europäischen Gemeinschaften als supranationale Reaktionen auf tiefgreifende ökonomische Krisen dar (27 ff.). Wirtschaftsunion, Währungsunion und das Organisationssystem der EU sind die zentralen Gegenstände des 2. Kapitels, das die rechtliche Integration behandelt (125 ff.). Massenarbeitslosigkeit, regionale Disparitäten und die Schließung des europäischen Wirtschaftsraums gegenüber Staaten der Dritten und Vierten Welt sind die Phänomene, an denen der Autor dann die prozessbedingten Desintegrationstendenzen belegt (281 ff.). Ähnlich wie im zweiten Band wird die Argumentation durch eine Meta-Reflexion soziologischer Deutungen kollektiver Identität - hier der "europäischen Identität" - abgeschlossen (393 ff.). Der vierte und letzte Band über "Integration und Desintegration der Weltökonomie" befindet sich in Vorbereitung. Inhalt: 1. Entstehung und Entwicklung der Europäischen Gemeinschaften: Krisen und technokratische Politik-Ökonomie: 1.1 1945-1969/70: Krieg und westeuropäische Integration; 1.11 1945-1.1.1958: Vom Kriegsende bis zum Inkrafttreten der Römischen Verträge; 1.12 1.1.1958-31.12.1969: Vom Inkrafttreten der Römischen Verträge bis zum Ende der Übergangszeit. 1.2 1970/73-1990/93: Von der Weltwirtschaftskrise bis zur Krise in Osteuropa; 1.21 1970-1975: Die Europäischen Gemeinschaften in Zeiten einer globalen Krise des neoliberalen Kapitalismus; 1.22 1975-1.7.1987: Von der protektionistischen Desintegration zur marktdogmatischen Integration; 1.23 1.7.1987-1.1.1993: Einheitliche Europäische Akte und Vollendung des Binnenmarktes. 1.3 1.7.1990-1.1.1999/1.7.2002: Vertiefung der westeuropäischen Integration durch eine 'Wirtschafts- und Währungsunion' und Integration der Staaten Mittel- und Osteuropas; 1.31 Vertiefung der westeuropäischen Integration. Der Vertrag von Maastricht (1992/93); 1.32 Ausdehnung der Europäischen Union nach Mittel- und Osteuropa. Der Vertrag von Amsterdam (1997/98). 1.4 Sozialökonomische Basisdaten für die Europäische Union. 2. Integration: 2.1 Wirtschaftsunion: 2.11 Der 'Gemeinsame Markt'; 2.12 Die 'Politiken der Gemeinschaft'; 2.13 Neoliberalismus: Theorie der spontanen Ordnung. Kritik der Ökonomie-Politik der Wirtschaftsunion; 2.14 Der Agrarmarkt. 2.2 Währungsunion: 2.21 Vorgeschichte: Ende von Bretton Woods - Werner-Plan - EWS und Ecu - DM als 'Ankerwährung'; 2.22 Monetarismus. Die Theorie über Knappheit und Geld als Basis der Währungsunion; 2.23 Vertragsbestimmungen zur Währungsunion; 2.24 Apologie und Kritik der Wirtschafts- und Währungsunion. 2.3 Politik als Wirtschaftstechnokratie: Das Organisationssystem der Europäischen Union; 2.31 Die EG als 'Phänomen des Rechts'; 2.32 Die Organe der Gemeinschaft; 2.33 Kritik des Organisations- und Entscheidungssystems der EU. 3. Desintegration: 3.1 Soziale Desintegration: Massenarbeitslosigkeit und Armut in der Europäischen Union: 3.11 1945-1973: Die Überwindung des Kriegs- und Nachkriegselends in Westeuropa durch ein 'Wirtschaftswunder'; 3.12 Nach 1973: Ökonomische Dauerkrise, Strukturwandel, Massenarbeitslosigkeit und neue Armut; 3.13 Politische Reaktion der Mitgliedstaaten auf die Krise: Neoliberalismus und Monetarismus (seit 1980); 3.14 Politische Reaktion der EG auf die Krise: Neoliberalismus - Armutsprogramme - Sozial- und Beschäftigungspolitik; 3.15 Massenarbeitslosigkeit und neue Armut in der EU. 3.2 Regionale Desintegration: Zentren und Peripherien in der Europäischen Union: 3.21 Sektoral-regionale Desintegration durch zwei ökonomische Strukturwandlungen nach 1945/1973; 3.22 Regionale Desintegration in Großbritannien, Frankreich und Italien; 3.23 Regionale Desintegration in der EG; 3.24 Die Regionalpolitik der EG; 3.25 Supranationalisierung und Regionalisierung. 3.3 Weltwirtschaftliche Desintegration: 'Festung Europa' und Entwicklungspolitik: 3.31 Europäische Integration als Machtinstrument: Globalisierung und Regionalisierung der Weltwirtschaft; 3.32 Die EG und die Staaten Mittel- und Osteuropas; 3.33 Die EG und die Staaten der Dritten und Vierten Welt. Die Abkommen von Jaunde und Lomé. 4. Rückblick: Die Identität Europas. Debatten auf den Deutschen Soziologentagen 1990 - 1992 - 1995.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 3.1 | 3.3 | 3.4 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Gerhard Stapelfeldt: Die Europäische Union - Integration und Desintegration. Hamburg: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/7846-die-europaeische-union---integration-und-desintegration_10407, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 10407 Rezension drucken