Riedel vergleicht zehn Identitätskonflikte in Südosteuropa (Bosnien-Herzegowina, Serbien-Montenegro, Albanien, Makedonien, Griechenland, Bulgarien, Moldawien, Rumänien-Siebenbürgen) und diskutiert dabei die Konfliktdimension ethnischer und religiöser Proporzsysteme. Der Verlauf zahlreicher Konflikte habe gezeigt, dass für das Anschwellen und den Ausbruch interethnischer Konflikte insbesondere die von den jeweiligen Eliten verbreitete Gruppenidentität verantwortlich gemacht werden könne. Ordnungssysteme, die eine strukturelle Verknüpfung von Religion und Ethnizität mit politischen Institutionen herstellen, würden die Gefahr ethnischer Konflikte in sich bergen. Mithilfe der Dekonstruktions-Methode zeichnet die Autorin die Entstehung dieser Konflikte nach, wobei nach einem systematisch eingehaltenen Analysemuster vorgegangen wird: Zu Beginn der Fallbeispiele wird jeweils die Konfliktkonstellation und dessen Vorgeschichte geschildert. Danach folgt ein Unterkapitel zu den Akteuren und Zielen der relevanten Identitätspolitiken und abschließend wird die Dekonstruktion kultureller Identitätsmuster entwickelt. Die Ergebnisse werden im vierten Kapitel zusammengetragen, in dem islam- und sprachwissenschaftliche Aspekte ebenso enthalten sind wie politikwissenschaftliche Ansätze. Im fünften Kapitel geht Riedel auf die konflikttheoretische Dimension der Identitätspolitiken ein. Dabei wird Huntingtons Begriff vom „Kulturalismus“ dem des „Kulturpluralismus“ gegenübergestellt. Dieser „(Multi-)Kulturalismus“ bemühe sich fälschlicherweise „um die Herstellung getrennter ethnischer Loyalitäten, nicht aber um die Integration von Minderheiten, d. h. um das interethnische Zusammenleben und den Erhalt der Mehrsprachigkeit“. Im Interesse der Friedenssicherung könne es jedoch langfristig „keine Alternative zum kulturpluralistischen Gesellschaftsmodell geben“ (318).