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Beatrice Brunhöber

Die Erfindung "demokratischer Repräsentation" in den Federalist Papers

Tübingen: Mohr Siebeck 2010 (Grundlagen der Rechtswissenschaft 14); X, 294 S.; brosch., 59,- €; ISBN 978-3-16-150275-0
Rechtswiss. Diss. Berlin; Gutachter: H. Hofmann, D. Grimm. – Diese Schrift schließt eine echte Forschungslücke und wird hoffentlich dazu beitragen, die aus der amerikanischen Verfassungstheorie nicht wegzudenkenden Federalist Papers auch in Deutschland stärker bekannt zu machen. Gerade als Kontrastfolie zur nach wie vor stark auf einer idealisierend überhöhten Staats- und objektivierten Gemeinwohlgedanken fixierten deutschen Verfassungslehre wirken die dort schon vor über 200 Jahren festgehaltenen, stärker verfahrens- und institutionenbezogenen Ausführungen erstaunlich frisch und modern. Das gilt auch und insbesondere für das in der Arbeit zentral berücksichtigte Prinzip der demokratischen Repräsentation. Ausgehend von einer sehr kurzen Problembeschreibung verfolgt die Autorin das Ziel, die Repräsentationskonzeption des Federalists systematisch zu analysieren, namentlich den Einfluss der (demokratisch gewendeten) Montesquieu’schen Mischverfassungstheorie aufzudecken und auf dieser Basis die zentrale Idee demokratischer Repräsentation und ihre praktische Umsetzung zu erklären. Im Anschluss an eine knapp gehaltene Rezeptions- und Entstehungsgeschichte werden im dritten Kapitel ausführlich die geistesgeschichtlichen Grundlagen referiert. Zugleich verdeutlicht dieses Kapitel den immer wieder durchscheinenden Gedanken einer überaus praxisrelevanten, auf die konkreten Zeitumstände bezogenen Verfassungstheorie. Anhand der konkreteren Analyse speziell der Repräsentationskonzeption zeigen die weiteren Ausführungen, warum das im Federalist entwickelte Modell auch heutzutage von Bedeutung ist. Das dort zum Ausdruck gebrachte, um Ausgleich bemühte Modell verbindet die Berücksichtigung des Individuums als über eine bloße Teilmenge hinausgehenden Wert und eine notwendige Einheitsstiftung – ohne indes diese zur (illusorischen) Identität zu hypostasieren. Gerade in der Anerkennung des real existierenden gesellschaftlichen Pluralismus, entsprechend heterogener Interessen und der Schaffung hierauf bezogener Verfahrensstrukturen liegt eine genuine Leistung des Federalists, die auch im Blick auf die (post-)modernen, fragmentierten Gesellschaften Aufmerksamkeit verdient (252 ff.).
Steffen Augsberg (AU)
Prof. Dr., Professur Öffentliches Recht, Justus-Liebig-Universität Gießen.
Rubrizierung: 2.64 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Steffen Augsberg, Rezension zu: Beatrice Brunhöber: Die Erfindung "demokratischer Repräsentation" in den Federalist Papers Tübingen: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32169-die-erfindung-demokratischer-repraesentation-in-den-federalist-papers_38368, veröffentlicht am 04.05.2010. Buch-Nr.: 38368 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken