Politikwiss. Diss. Münster. – Die Europäische Union ist auf der Suche nach einem strategischen Leitbild, das den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts entspricht. Sie will ihre Handlungsfähigkeit auf internationaler Ebene stärken und dadurch ihre Rolle als Akteur im internationalen System uneingeschränkt wahrnehmen. Unklar ist dabei jedoch das außenpolitische Selbstbild der Union: Welche Rolle soll und will sie auf der weltpolitischen Bühne eigentlich spielen: die einer klassischen Weltmacht, einer traditionellen Zivilmacht oder einer neuartigen Friedensmacht? Als aktuelle Regierungsparteien im größten EU-Mitgliedstaat und angesichts der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 sind SPD und CDU besonders gefordert, einen substanziellen Beitrag zur Definition des strategischen Leitbildes der EU zu leisten. Rinke analysiert vor diesem Hintergrund, welche Leitbilder bezüglich der weltpolitischen Rolle der Europäischen Union die beiden großen deutschen Volksparteien vom Ende des Ost-West-Konflikts bis zum Vorabend des Irak-Krieges im Bundestagswahlkampf 2002 entwickelt haben. Die materialreiche Untersuchung, die eine Lücke in der europapolitischen Parteienforschung schließt, zeigt, dass beide Parteien zwar der GASP prinzipiell eine hohe Bedeutung beimessen, sie zugleich aber die wichtige Frage nach der anzustrebenden Rolle der EU als Akteur im internationalen System unterschiedlich beantworten.