Diss. Basel. – Doktor fragt, warum sich die Außen- und Sicherheitspolitiken der beiden Nachbarstaaten Österreich und die Schweiz in den 90er-Jahren im Verhältnis zum europäischen Integrationsprozess und gegenüber der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik so sehr unterschieden. Die Analyse erfolgt aus der Perspektive der Diskurstheorie. Dabei stehen die in den politischen Debatten reproduzierten diskursiven Konstruktionen der nationalen Identitäten im Mittelpunkt der Untersuchung. Der Autor zeigt auf, wie die unterschiedlichen historisch überlieferten und in den nationalen Identitäten fest verankerten Inhalte der Konzepte von Staat und Nation, Europa und Sicherheit die jeweiligen Reaktionen der beiden Staaten gegenüber der Europäischen Union beeinflussen und damit als ein struktureller Rahmen der nationalen Außen- und Sicherheitspolitiken fungieren. In der nationalen Identität sieht er denn auch den entscheidenden Grund für die divergente Gestaltung der Außen- und Sicherheitspolitik: „Unterschiedliche Identitäten lassen trotz äusserlicher Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten der beiden Alpenstaaten und der daraus resultierenden vergleichbaren Position im internationalen Staatensystem nterschiedlich viel Gestaltungsraum für die politischen Eliten frei, um auf die Veränderungen im sicherheitspolitischen Umfeld zu reagieren.“ (240) Zusätzlich würden auch andere Faktoren die Politikformulierung bestimmen, wie etwa wirtschaftliche Interessen oder institutionelle Bindungen. Obwohl sich die meisten Staaten durch die Einheit von Sprache und Nation auszeichnen, biete das Beispiel der Schweiz, so der Autor abschließend, einen Anhaltspunkt dafür, dass die nationale Identität nicht notwendigerweise an eine gemeinsame Nationalsprache gebunden sein muss.