Die andere Seite des Wirtschaftsrechts. Steuerung in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts
Der Band geht auf eine im Oktober 2003 in Albufeira abgehaltene Konferenz zurück. Im ersten Themenblock wird die Stellung von Unternehmen in den Rechtsdiktaturen behandelt, wobei die Diskussion, inwieweit ständestaatliche Ideen umgesetzt wurden, hervorzuheben ist. Der zweite Abschnitt setzt sich im Wesentlichen mit der Wirtschaftspolitik der DDR auseinander: Während Boyer die Pfadabhängigkeit einzelner Staaten des Warschauer Paktes hervorhebt, geht es in den beiden anderen Aufsätzen eher um die generellen wirtschaftlichen und rechtlichen Probleme angesichts der Eliminierung des Marktes im real existierenden Sozialismus. Der dritte Schwerpunkt, die Kolonien als Experiment, ist analytisch nicht nur deshalb wichtig, weil der latente Konflikt von politischer mit wirtschaftlicher Kontrolle hier am offenkundigsten hervortritt, sondern auch, weil an diesem Beispiel die Überlegenheit eines gradualisierend-prozessorientierten Ansatzes gegenüber einem totalitarismustheoretischen Dualismus von demokratischen und diktatorischen Systemen ersichtlich wird. Dem folgen einige Studien zu den spanischen und portugiesischen Diktaturen sowie theoretische Reflexionen zum Verhältnis von Macht, Recht und Politik in der Moderne.