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Andreas Wirsching

Der Preis der Freiheit. Geschichte Europas in unserer Zeit

München: C. H. Beck 2012; 487 S.; geb., 26,95 €; ISBN 978-3-406-63252-5
Wirsching, seit 2011 Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin und Lehrstuhlinhaber an der Ludwig-Maximilians-Universität München, unternimmt den Versuch einer historischen Zusammenschau der europäischen Geschichte nach 1989. Damit ergänzt er ein Programmangebot des Beck-Verlages, der mit den Reihen „Geschichte Europas“ und „Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert“ – siehe etwa die Buch-Nr. 40317, 39657, 38432, 38430, geplant sind jeweils zehn Bände – in den vergangenen Jahren Bausteine zu einer vergleichenden europäischen Historiografie geliefert hat. Gleichwohl verwahrt sich der Autor gegen jedwedes teleologisches „europäisches Fortschrittsnarrativ“ (15), dessen Perspektive er gerade nicht einnehmen will. Das Zentrum seiner Darstellung bilden die Begriffe Konvergenz und Krise, in deren ambivalentem Verhältnis er die Entwicklungslinien seines Betrachtungszeitraums bündelt. Die Krisen wie die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise seien es nämlich, die das weitere Zusammenwachsen der europäischen Staaten intensivierten und zu Konvergenzschüben führten. Die vergangenen Jahre seien darüber hinaus durch einen signifikanten Zuwachs an politischer und wirtschaftlicher Freiheit gekennzeichnet – mit allen Vor- und Nachteilen, wie sie eben wieder in der gegenwärtigen Krise manifest werden. Die damit einhergehende Vertiefung der europäischen Integration sieht Wirsching in pfadabhängigen Bahnen verlaufen. Er geht von einer weiteren Entwicklung in dieser Richtung aus, ohne dies normativ zu werten: „Die Angleichung Europas ist nicht ohne Bürokratie zu haben, Bewegungsspielräume nicht ohne Reglementierungen und die gewonnene Freiheit nicht ohne neues Risiko.“ (409) Die Darstellung vereint politik-, wirtschafts- und kulturgeschichtliche Perspektiven und verweist zudem auf Fragestellungen der politologischen Transformationsforschung. Durch den gewählten Zugriff fallen Russland sowie einige weitere postsowjetische Staaten weitgehend aus der Betrachtung hinaus – das hier geschilderte Europa ist im Wesentlichen ein „EU-Europa“.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.61 | 2.2 | 3.1 | 4.1 | 4.41 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Andreas Wirsching: Der Preis der Freiheit. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34974-der-preis-der-freiheit_42068, veröffentlicht am 24.05.2012. Buch-Nr.: 42068 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken