Hönigsberger untersucht die Beziehungen der politischen Klasse zu Akteuren der arbeitnehmerorientierten Interessenvertretung. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die gewerkschaftlich organisierten Abgeordneten des Deutschen Bundestages. Dabei geht er von drei Annahmen aus, die einer kritischen Untersuchung unterzogen werden: Erstens von der Vermutung, die SPD und die Gewerkschaften bildeten eine beinahe natürliche Allianz – die SPD übernehme die Funktion einer „Leitpartei“ (11). Zweitens wird die veränderte Zusammensetzung des Bundesparlaments betrachtet, da durch die Gründung der Partei „Die Linke“ ein direkter Gegenspieler zur SPD entstanden ist. Drittens wird die These von der Existenz eines homogenen „Gewerkschaftsblockes“ (12) kritisch hinterfragt. Qualitative Interviewanalysen aus Gesprächen mit 29 gewerkschaftlich organisierten Bundestagsabgeordneten werden mit einer quantitativen Auswertung von Daten sämtlicher 221 gewerkschaftlich organisierter Bundestagsabgeordneter der 16. Legislaturperiode kombiniert. Im Ergebnis liefert die Studie Hinweise auf die Veränderungen im Verhältnis zwischen Politik und Gewerkschaft auf Bundesebene: Die bislang enge Bindung zwischen SPD und Arbeitnehmervertretung löst sich zunehmend auf. Dieser Trennungsprozess verläuft aufgrund der langen historischen Bindung schleppend und schmerzhaft und die These von der Existenz eines „Gewerkschaftsblockes“ ist nicht haltbar. Vielmehr sind Defizite in den Lobbystrategien der Gewerkschaften vorhanden, die augenscheinlich aktuelle Entwicklungen im Arbeitnehmerlager wenig berücksichtigen. Von einer gerichteten, interessengeleiteten und homogenen Arbeitnehmervertretung kann demzufolge keine Rede sein. Die Arbeit ist sowohl methodisch als auch inhaltlich wohl strukturiert und sehr gut lesbar. Vor allem Politikwissenschaftlern, die sich mit dem Bereich Interessenvertretung befassen, sei sie empfohlen.